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Weingartener Theaterkiste
Wie gewinnt man sieben Freunde auf einen Streich?
Die Weingartener Theaterkiste bedankt sich bei über 800 kleinen und großen Zuschauern in vier ausverkauften Vorstellungen. Sie haben uns mit ihrer Begeisterung, ihrem Lachen und auch mit verbalem Lob gezeigt, dass wir nach über 30 Jahren noch immer auf dem richtigen Weg sind. Worte wie „ganz toll, dass es in Weingarten so etwas gibt“ haben uns natürlich besonders gefreut.
Jedes Jahr zwischen Fasching und Ostern spielt die Theaterkiste Theater für Kinder und Erwachsene und bringt dabei ein neues Stück auf die Bühne.
Kindgerechte Inszenierung vom „tapferen Schneiderlein“
Dieses Jahr war es das Märchen vom „tapferen Schneiderlein“, das „sieben (Fliegen) auf einen Streich“ getötet hat. So heißt es im Märchen. Bei der Theaterkiste war das ganz anders. Der Bühnenautor Bernhard Wiemker hat eine Fassung geschrieben, in der keiner Fliege mehr etwas zuleide getan wird und die die Sache ziemlich auf den Kopf stellt. Für alle, die nicht dabei waren, hier noch einmal eine Kurzfassung:
Schneider Franz stichelt gerade an einer Jacke, als die Bäuerin vorbeikommt und ihm leckeres Mus (Marmelade), verkaufen will. Er kann nicht widerstehen und kauft für teures Geld einen großen Topf. Schwupp – schon sind die Fliegen da und schwirren aufdringlich um den Topf herum. Bekanntermaßen würde er sie jetzt töten und sich brüsten „sieben auf einen Streich“ erledigt zu haben. Aber nein: der weichherzige Franz lässt sie leben, teilt sein Musbrot mit ihnen und gewinnt sie zu Freunden.
Des Schneiders Großherzigkeit wird belohnt. Denn natürlich will er Abenteuer erleben und wird er auch. Der Chef der Fliegen, sein Freund Brummer, begleitet ihn in die große weite Welt. Abenteuer sind immer gefährlich. Da gibt es einen Riesen, ein Einhorn, einen Keiler und vier Räuber. Aber Autor Wiemker hat den Figuren ihre Grimmigkeit genommen und sie in lustige und etwas tollpatschige Gestalten verwandelt. So hatten Kinder ab fünf nichts zu fürchten aber umso mehr zu lachen.
Leben und leben lassen
Mit den Worten „Leben und leben lassen“ im Untertitel hat Bernhard Wiemker dem Stück eine Botschaft mitgegeben, die der Theaterkiste sehr entgegen kam. „Unser Held zeigt Mitleid, Toleranz und Großzügigkeit“, erklärt Regisseurin Petra Frankrone. „Das sind Eigenschaften, die wir den Kindern auf jeden Fall vermitteln wollen“, ergänzt ihr Regie-Partner Klaus Spohrer. Sämtliche Rollen wurden trefflich besetzt. Die „Fliegen“ mit runden schwarzen Sonnenbrillen waren eine Paradeaufgabe für junge Theaterkistler, die an der Seite der Erwachsenen vollwertig mitspielen.
Happy End muss sein!
Natürlich gab es ein Happy End. Ohne das wäre es ja kein Kinderstück und erst recht kein Theaterkistenstück. König Otto möchte nämlich gern in Rente gehen und vorher noch sein Töchterlein verheiratet sehen. Da aber der Wald voll ist von dem erwähnten Gesindel und wildem Getier traut sich kein Freier in die Nähe des Schlosses. Logisch, dass Schneider Franz und sein Freund Brummer die Räuber ins Gefängnis bringen und Franz die Prinzessin heiraten darf. Ende gut, alles gut. Franz hat nicht nur sieben, sondern unzählig viele Freunde gewonnen.
Die Jugend wird kontinuierlich aufgebaut
Seit Jahren gelingt es, Jugendliche auf diese Weise einzubinden und die Theaterkiste ist stolz, keinerlei Nachwuchsprobleme zu haben.
Eine besondere Erwähnung verdient das Regieteam mit Petra Frankrone, Klaus Spohrer und Simone Zehnder, die die Texte zum Leben erwecken, den Figuren Farbe verleihen und das Ganze zu einem Gesamtkunstwerk zusammenbauen. Kreativität, Ideenreichtum, Einfühlungsvermögen und Disziplin sind die Zutaten, die es braucht, um mehrere Generationen gemeinsam zu begeistern und auf der Bühne die entsprechende Leistung herauszukitzeln.
Ebenfalls ein besonderes Wort gilt der Ausgestaltung der Bühne. Die Weingartener Theaterkiste hat das Glück, nicht nur begabte Zeichner, Näher, Bastler und viele andere Talente in ihren Reihen zu haben, sondern zu den Vereinsmitgliedern gehören echte Profis, was Licht, Ton und Bühnentechnik anbelangt. Nicht zuletzt sei auch die jedes Jahr dem Stück angepasste Gestaltung des Foyers erwähnt, das die Besucher schon beim Eintritt ins Gemeindehaus atmosphärisch in die Theaterwelt entführt.
Über 80 Mitwirkende und Helfer bilden das Gerüst
Die Aufführungen und sämtliche Vorbereitungen – über summa summarum sechs Monate – wären niemals leistbar, ohne die große Zahl von Mitwirkenden hinter und neben der Bühne. Sie malen, bauen, schreinern und basteln. Sie sind bei den Aufführungen unsere berühmten „schwarzen Geister“. Ein weiteres Team von Helferinnen und Helfern kümmert sich um die Bewirtung der Zuschauer in der Pause, hält die Schauspieler mit Verpflegung bei Laune und räumt alle kleinen Sandkörnchen weg, damit das große Rad „Aufführung“ sich wirklich reibungslos dreht. Dafür bekommen sie am Ende genauso ihren verdienten Applaus wie die Schauspieler auch.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Evangelischen Kirchengemeinde, allen Freunden und Unterstützern sowie allen Sponsoren und Gönnern und freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.