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Wasser ist Leben
Für uns im Gemeindewald ist Naturschutz nicht nur ein Wort, wir betreiben ihn aktiv. Tümpelanlagen mit Schwerpunkt Amphibien- und Libellenschutz.
Wo ein Tümpel sinnvoll erscheint, zeigt uns oft die Natur. Auf den verdichteten Böden von Fahrspuren der Maschinenwege sammelt sich Wasser. Wird darin Laich gefunden ist die Möglichkeit groß in diesem Bereich erfolgreich die Amphibien zu unterstützen. Enthält der Boden einen größeren Tonanteil und kann er gut verdichtet werden oder besteht sogar Grundwasseranschluss dann steht einer solchen Maßnahme nichts mehr im Weg.
Das Wasser sollte auch bei Trockenheit mindestens bis Anfang Juli vorhanden sein. Dann können sich die Amphibien erfolgreich zu Ende entwickeln.
Die unterschiedlichsten Libellenarten schwirren an einem schönen Tag um diese Wasserflächen. Viele werfen ihre Eier einfach über dem Wasser ab, andere stechen sie in Wasserpflanzen ein. Libellenlarven sind räuberisch, sie häuten sich je nach Art sieben bis 13mal und klettern bei Ihrer letzten Häutung auf eine am Wasser wachsende Pflanze um als fertige Libelle aus zuschlüpfen.
Gerne werden diese Tümpel auch vom Bergmolch besucht. Hier sehen Sie einen jungen Bergmolch, er lebt räuberisch von Kaulquappen. Wasserlinsen sind auch für einen Bergmolch ein vorzügliches Versteck.
An unseren Tümpeln fühlt sich auch die Ringelnatter wohl. Diese Schlangenart ist harmlos und tritt bei Störung sehr schnell die Flucht an.
In einer viel kleineren Welt leben die Gelbbauchunken
Gelbbauchunken haben eine unscheinbar gefärbte Oberseite, während die Bauchseite eine leuchtend gelbe Warnfärbung aufweist. Sie bevorzugen als Lebensraum lehmige Pfützen und Kleintümpel die aber nicht zu tief sein dürfen, da dann andere Amphibien darin vorkommen, was die Gelbbauchunke als Einzelgänger nicht so verträgt. Die Größe der Männchen und Weibchen liegt zwischen 35 und 56 Millimetern. Eine Besonderheit ist das sehr schnelle Ausschlüpfen der Kaulquappen aus dem Laich, der schon nach nach zwei bis drei Tagen erfolgt. Die Gelbbauchunke gehört zu den Amphibien mit einer engen Gewässerbindung die vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv auf die Jagd nach Insekten gehen. Auch bevorzugen Sie stärker besonnte Pfützen, deshalb werden im Forstrevier Weingarten bekannte Gelbbauchhabitate regelmäßig von Buschwerk freigestellt. Die größte Gelbbauchunken Populationen befinden sich im Bergwald (Höheforst und Katzenberg). In Niederschlagsarmen Frühjahren/Frühsommern werden Pfützen in denen sich Kaulquappen aufhalten vor dem Austrocknen bewahrt indem unser Forstpersonal die ihm bekannten Habitate aktiv mit Wasser versorgt.
Typisches Gelbbauchunken Habitat, auf Maschinenwegen durch Holzrückemaschinen entstanden. Diese Wege dürfen nicht verfüllt und ab April bis Oktober befahren werden. Bei einem Gelbbauchunkenbesatz wird das Habitat aktiv freigestellt und wenn notwendig mit Wasser versorgt.
Eine Gelbbauchunke. Typisch sind die herzförmigen Puppilen. Die Gelbbauchunken gehören zu den Pionieren unter den Amphibien. Sie möchten öfter neue für Sie geeignete Lebensräume erobern.
Spechtbäume – Höhlenbäume
Höhlenbäume liegen uns besonders am Herzen, nicht nur die Spechte als „Erbauer“ sondern viele Nachmieter wie: Fledermäuse, Kohlmeisen, Blaumeisen, Tannenmeise, Kleiber, unzählige Insekten und in Großhöhlen auch Hohltaube, Eule und Käuze usw. kommen darin vor.
Diese besonderen Bäume erhalten im Gemeindewald Weingarten ein "S" für Spechtbaum und sind besonders geschützt. Diese Bäume sind nicht nur in einer Ecke des Gemeindewaldes geschützt sondern bewusst über die gesamte Waldfläche verteilt. Vor allem Insekten (Hirschkäfer, Heldbock...) können keine weite Strecken zurücklegen, deshalb haben wir uns frühzeitig über die Vernetzung dieser einzelnen Biotope Gedanken gemacht.
Leider durchziehen viele Strassen, Bahnlinien und Schneisen den Gemeindewald Weingarten, hier gilt die Verkehrssicherungspflicht als erstes Gebot und es können keine Dürren oder dürr werdenden Bäume akzeptiert werden. Die aber so gefällten Bäume bleiben für den Naturschutz liegen und geben vielen Arten weiterhin eine Heimat.
Siehe auch "Totholz als Heimat vieler Arten"
Anbei ein paar Bilder zu Bäumen mit Großhöhlen. Da diese nicht sehr häufig zu finden sind, ist der Schutz eines solchen Höhlenbaums umso wichtiger. Großhöhlen sind besonders für Fledermauskolonien aber auch für größere Vögel wie Käuze, Eulen und Hohltauben wichtig!
In Bereichen mit weniger alten und dicken Bäumen kommen auch weniger Höhlen vor. Hier ist es sinnvoll Nistkästen meist entlang von Wegen anzubringen. Diese werden nicht nur von Vögeln und Fledermäusen angenommen sondern auch von Insekten wie Hornissen, Wespen oder wie oben auf dem Bild zu sehen von einem Siebenschläfer.
Die früher runden kleineren Formen der Nistkästen wurden durch die Großraumnisthöhlen ersetzt. Kommen die Elternvögel mit nassem Federkleid an so können sie in diesen Höhlen im inneren vor dem Nest sitzen und nicht auf den Jungen. Auch Räuber wie der Marder, haben es nicht so leicht aus den tieferen Nistkästen mit Ihren Pranken einen Jungvogel heraus zu ziehen.
Übrigens werden Nistkästen die nur aus Holz gefertigt sind im Wald oft vom Specht aufgeschlagen, der die Jungvögel an seinen Nachwuchs verfüttert. Deshalb sind unsere Nistkästen aus Holzbeton (ein Gemisch aus Sägemehl und Beton) gefertigt.
Eine Bitte: Öffnen sie niemals die Nistkästen, es ist sehr wahrscheinlich das die Elternvögel diese Behausung als nicht mehr sicher ansehen und Ihre Jungen verhungern lassen um wo anders möglichst eine weitere Brut anzulegen. Die Nistkästen werden erst Ende September gereinigt damit keine Parasiten im Nestmaterial überwintern.
Spechtbäume – Höhlenbäume und ihre Bewohner
Hier hat die Fledermaus ein zuhause gefunden
Oft deuten Verfärbungen durch Fäkalien unterhalb einer Baumhöhle auf Fledermäuse hin. Hier eine Buche mit Baumhöhle im Walddistrikt Katzenberg. Meist sind es Wasserfledermäuse, die sich durch diesen „Urinstreifen“ verraten.
Die Unterscheidung zum Baumsaft, der auch aus einer verletzten Rinde der Buche fließen könnte, ist der sehr starke Geruch des Urins. Oft ist der unteren Bereich der Höhle bis zum Überlaufen durch Kot gefüllt. Dies deutet auf eine längere Nutzung der schützenswerten Fledermäuse hin.
Diese Bäume sind im Gemeindewald Weingarten (Baden) selbstverständlich besonders geschützt.
Großvogelhorst - Horstbäume
Mehrjährig genutzt findet man häufig unter den Horsten Gefieder von der „Mauserfederung“. Während der Dauer der Brut mausern insbesondere die weiblichen Altvögel größere Teile ihres Gefieders.
Flüssige Exkremente der Vögel, die aus weißlich kristalliner Harnsäure und einem kleinen eingedickten Kotanteil bestehen, findet man häufig unter dem Horstbaum, da sie von großen Jungvögeln über den Horstrand abgegeben werden.
Mehrere gefundene Schwingen und Stoßfedern weisen auch auf einen besetzten Horst in der näheren Umgebung hin. Oft sind es im Gemeindewald Weingarten Mäusebussard aber auch Habicht und Rotmilan die Ortstreu, jedes Jahr den gleichen Horst aufsuchen und weiter ausbauen. Diese sogenannten Horstbäume sind den Mitarbeitern des Forstrevier Weingarten bekannt und werden besonders geschützt.
Der Milan, der Habicht und der Sperber begrünen zudem jedes Jahr in unserem Gemeindewald Weingarten Ihren Horst mit frischen Zweigen.
Totholz als Heimat vieler Arten
Das meiste Leben spielt sich an alten kränkelnden oder dürren stehenden Waldbäumen ab. Aber auch liegendes Totholz hat wichtige Aufgaben im Naturkreislauf zu erfüllen. Ein vor vielen Jahren nach Sturmwurf bewußt liegen gelassener Baum beherbergt heute zahlreiche Moose, Pilze, Flechten und Insekten.
Aber auch Kronenmaterial und Äste die wir aktiv an einer Stelle zusammentragen oder mit Forstmaschinen aufgesetzte haben, ergeben Lebensräume für vielerlei Arten.
Erst bei genauer Betrachtung sieht man wieviel Leben auf so einem toten Stück Holz eigentlich ist.
Mit Totholz kommt mehr Leben in den Wald
Unter Totholz versteht man absterbendes und totes Holz eines Baumes. Unzählige Lebewesen sind auf Totholz angewiesen. Moose, Flechten und viele Pilzarten bewohnen mit den unterschiedlichsten Insektenarten diesen Lebensraum. Wo Insekten sind, sind auch Vögel, die sich über das große Nahrungsangebot freuen. Je Artenreicher ein Waldstück ist, je gesünder ist dieses. Auch dient Totholz als Nährstofflieferant, speichert Feuchtigkeit und wirkt kühlend an heißen Sommertagen. Totholz hemmt dank seines hohen Wassergehalts das austrocknen des Bodens, gleicht Temperaturschwankungen und Feuchtigkeitsverhältnisse aus und wirkt somit positiv auf das Mikroklima des Waldes.
Liegt viel Kronenholz und nicht gerückte Baumstämme im Wald, sieht dies für viele Waldbesucher unaufgeräumt aus, dies ist aber in den allermeisten Fällen beabsichtigt. Auch in der Forstplanung werden diese so wichtigen Lebensräume berücksichtigt. Für die Forstleute steht die Holzproduktion, der Naturschutz und die Erholungsfunktion des Waldes gleichrangig nebeneinander. Auch soll eines Tages aus dem alten Holz wieder Waldboden werden. Der Wald ist ein Kreislauf der sich selbst erhalten muss. Ein alter Försterspruch lautet, der Wald ist ein Gefäß aus dem nur entnommen wird. Dieser Kreislauf wird durch die Entnahme von Holz durch uns Menschen empfindsam gestört. So ist neben dem Artenschutz ein weiteres Ziel aus dem zurückgelassenen Totholz zukünftigen Waldboden entstehen zu lassen. Vor allem auf Waldböden des Rheintals, wo Standortsabhängig nach 10 bis 20cm Humus der sandig-kiesige Unterboden kommt. Wo soll das Wasser gespeichert werden? Wo kommen die zukünftigen Nährstoffe her? Übrigens um einen Zentimeter Waldboden entstehen zu lassen, benötigt es ungefähr 100 Jahre.
Waldwege - Naturschutz
Man denkt in erster Linie bei Waldrändern die an Felder und Wiesen anschließen an wichtige Refugien für unzählige Tiere. Genauso wichtig sind die sogenannten Waldinnenränder die wir entlang von Waldwegen finden. Hier kommen viele Pflanzen vor die für Insekten wichtig sind.
Kommen solche Habitate vor achten wir bei Mäharbeiten darauf das diese Flächen punktuell stehen bleiben und erst wieder gemäht werden, wenn an anderer Stelle Ersatzpflanzen gewachsen sind.
Aus diesem Grund wird im Gemeindewald Weingarten auch oftmals nur eine Seite der vielbegangenen Waldwege abgemäht. Also bitte nicht ärgern wenn einmal die Waldwege nicht so sauber bzw. nur einseitig gemäht sind, dies hat seinen Grund.
Orchideen und besondere Pflanzen im Wald
In dieser Rubrik möchten wir Ihnen seltene Pflanzen vorstellen die in unserem Gemeindewald Weingarten (Baden) vorkommen.
Das Weiße (auch genannt Bleiche) Waldvöglein
Es gehört zu den Knabenkrautgewächsen / Orchideen
Das "weiße Waldvöglein" kommt in unseren Bergwäldern in lichten Buchenbeständen vor. Es benötigt den Schutz durch Gehölze und kommt selten auf Halbtrockenrasen vor.
Im Bergwald gibt es Flächen auf denen auch die "Stendelwurz" zu finden ist.
Breitblättrige Stendelwurz
Wächst gerne an Wegrändern wo Wegebaumaterial wie Kalkschotter sich auswäscht. Blüht Juli bis August. Als Hauptbestäuber ist die Wespe bekannt.
Diese Art ist durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders streng geschützt !
Tintenfischstern
Ein Pilz von besonderer Schönheit, fast wie von einem anderen Planeten.
Am Anfang wächst dieser Pilz wie eine Art Ei, dann entfaltet er sich wie auf den beiden Bildern zu sehen.
Der stark nach Aas riechende Pilz lockt Fliegen und Mistkäfer an, die seine Sporen verbreiten sollen.
Was sind denn das für Tiere?
In dieser Rubrik möchten wir Ihnen besondere Tier/Insekten vorstellen, die man nicht oft zu Gesicht bekommt.
Sie leben an sandigen und offenen Stellen. Die Käfer sind in Mitteleuropa noch häufig, der Bestand nimmt aber stetig ab. Deswegen sind die Schwarzblauen Ölkäfer in Deutschland in der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Im Gemeindewald Weingarten können Sie den Käfer von April bis Mai beobachten.
Nach der Paarung legen die Weibchen bis zu 6 Mal innerhalb von zwei Wochen 3000 - 8.000 ! Eier.
Die Eier machen fast 40 Prozent ihres Gewichts aus, deshalb muss das Insekt ständig Pflanzennahrung aufnehmen.
Die Eier überwintern und die Larven (Dreiklauer genannt) schlüpfen im nächsten Frühjahr.
Die orange-gelben Larven klettern auf Grashalme und bilden tagsüber gemeinsame Klumpen. Diese werden von Bienen angeflogen, wenn die Biene ihren Irrtum bemerkt haften schon mehrere dieser Dreiklauer an Ihr.
Die Biene trägt diese Larven in Ihrem Bau ein fressen dort die Honigbienenlarven und den Honigpollenbrei.
Anschließend kriecht sie in den Erdboden und Überwintert dort.
Der Ölkäfer tritt übrigens in anderen Ländern (z.B.) Ägypten als Landwirtschaftlicher Schädling auf. Hier frisst er hauptsächlich Blattsalate, Bohnen und Klee.