Parkraumkonzept Hinterdorf
Das Mobilitätskonzept, das der Gemeinderat im Frühjahr 2022 beschlossen hat, beinhaltet vor allem den Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer und legt vor diesem Hintergrund großen Wert auf geordnetes Parken, damit Kinder, ältere Menschen, Rollatorfahrer und Kinderwägen keiner Gefährdung ausgesetzt seien und der fließende Verkehr nicht beeinträchtigt werde. Am 24. Oktober beschloss der Gemeinderat ein entsprechendes Parkraumkonzept, am 29. November lud die Verwaltung die Anwohner des Quartiers „Hinterdorf“ zu einem Vor-Ort-Termin mit Vertretern des Planungsbüros ein, um ihr Vorhaben zu erläutern. Dabei schon erhob sich aus den Reihen der Anwohner teilweise eine kontroverse Diskussion zu den Planungen, woraufhin die Verwaltung einen weiteren Informationsabend anbot.
Dieser fand nun im Turmzimmer statt und war gut besucht. Bürgermeister Eric Bänziger, Hauptamtsleiter Oliver Russel und Ann-Kathrin Meilicke vom Planungsbüro Modus Consult erläuterten anhand einer Präsentation die Planungen in den einzelnen Straßenzügen.
Das Ziel der Planung sei die Bereitstellung von Stellplätzen in Abwägung der verkehrsrechtlichen und baulichen Rahmenvorgaben. Eckdaten waren die Einhaltung einer Mindestfahrbahnbreite von 3,15 m und einer Gehwegbreite von 1,50 m. Wie das erreicht werden könne, zeigte Meilicke in unterschiedlichen Modulen: Fahrbahnparken auf beiden Seiten oder nur auf einer, ebenso Gehwegparken oder Mischverkehrsfläche, je nach Querschnitt des Straßenraums. In ihrer Präsentation ging sie mit den Zuhörern jede einzelne Straße durch. In nahezu jedem Straßenzug wich die nach dem neuen Konzept mögliche Anzahl von Parkplätzen - mal weniger, mal sehr viel – vom bisherigen Stand ab. In der Wilzerstraße Nord beispielsweise waren zur Zeit der Erhebung 42 Fahrzeuge abgestellt und zusätzlich 44 Fahrzeuge nicht ordnungsgemäß. Dieser Summe von insgesamt 86 Fahrzeugen stellte die Planung künftig 34 Stellplätze gegenüber. In der Gartenstraße seien maximal 27 Parkplätze möglich. Die Zuhörer nahmen die Zahlen mit Kopfschütteln und Unverständnis zur Kenntnis. Der Aussage von Bürgermeister Bänziger, das Auto auf dem eigenen Grundstück abzustellen, wurde entgegengehalten, die Einfahrten seien zu schmal, denn das Hinterdorf sei eine Wohngegend, die vor den 60er Jahren entstanden sei. Die Vorschläge des Planungsbüros, zumindest in diesen beiden Straßen, wurden als unrealistisches und nicht machbares Szenario empfunden. Wo bleiben Plätze für Sperrmüll, zum Ausladen der Einkäufe, wo kann die Sozialstation parken? Es fielen Vorwürfe, die Erhebung sei zum falschen Zeitpunkt gemacht worden und darum gehe das Konzept an der Realität vorbei. Die Anwohner fürchteten einen Verdrängungskampf und sahen daraus nachbarschaftliche Konflikte entstehen. In mehreren Wortbeiträgen zeigten sie kein Verständnis, dass eine über Jahrzehnte gewachsene Struktur plötzlich nicht mehr tauglich sein solle.
Aber sie hatten einen Kompromissvorschlag. Die Gartenstraße könne man als verkehrsberuhigten Bereich auszuweisen. Oder als Einbahnstraße. Dann könne das vom Gemeinderat beschlossene Konzept dahingehend abgewandelt werden, dass ein Gehweg auf einer Seite komplett für Parkflächen verwendet werde, vergleichbar der Schillerstraße. Das würde auch die Schulkinder schützen, die dann keine Veranlassung mehr hätten, von einer Straßenseite auf die andere zu wechseln, was meistens unachtsam geschehe.
Bürgermeister Bänziger versprach, die Anregungen mitzunehmen und dem Gemeinderat vorzulegen. In einer der nächsten Gemeinderatssitzungen, möglicherweise am 27. Februar, werde das Thema erneut auf die Tagesordnung kommen.