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120 Jahre Ringen in Weingarten
Herzlichen Glückwunsch SV Germania 04
Der SV Germania 04 wird in diesem Jahr 120 Jahre alt. Grund genug für eine Rückschau im Rahmen der Jahreshauptversammlung.
Am Abend des 26. April hielt der amtierende Vorsitzende Dr. Ralph Oberacker im Kulturraum der Mineralix-Arena vor einer gut besuchten Generalversammlung eine sachliche und zugleich emotionale Ansprache. Er sprach von einem durch und durch gesunden Verein. Sportlich sei er wieder im Oberhaus, die Jugend trainiere in dreistelliger Teilnehmerzahl, die Mitgliederschaft sei stark wie nie zuvor und die Schulden würden abgebaut.
Ansprache Ralph Oberacker: Schwerwiegende Weichenstellungen in der Vergangenheit
In seinem Rückblick gedachte Oberacker einiger schwerwiegender Entscheidungen von den 60er Jahren bis heute. 1964 wurde in nahezu kompletter Eigenleistung die erste Germania-Halle errichtet und 2006 mit einem vergleichbaren Kraftakt die jetzige Mineralix-Arena. Das sei für den Verein ein unerschütterliches Fundament. Darauf wurde ein Verein gebaut, der in der Weingartener Vereinslandschaft beispielhaft vorangeht. Im selben Jahr entstand „eine unverrückbare Vorstandschaft“. Einige fehlen mittlerweile, andere seien nachgerückt. Aber alles habe seine Zeit. Die Sturm- und Drangzeit sei vorbei. Heute sei das Miteinander wichtig. Der Umgang und die Kommunikation, mit vielen Herausforderungen.
Im Sportjahr 2023 habe der Verein eine Reise beendet. Nach einem Bruch mit dem Deutschen Ringerbund habe sich die Deutsche Ringerliga als untauglich erwiesen. Daraufhin sei der SV Germania 04 über Oberliga, Regionalliga und zweite Bundesliga endlich wieder ins Oberhaus zurückgekehrt, wo er hingehöre. Nicht zuletzt sei der neue Jugendraum eine Bereicherung für den Verein unter vielen Aspekten.
Weitere Berichte der Bereichsleiter
Im Weiteren berichteten die Bereichsleiter Sport, Jugend, Marketing, Eventmanagement, Anlagevermögen und Finanzen über einen in allen Bereichen gesunden Verein. Der SV Germania betreibt eine Halle, eine Gaststätte, einen Gymnastikraum, einen Kulturraum und einen Jugendraum. Alle Räumlichkeiten sind auch für Nichtmitglieder anmietbar und tragen dadurch zu Einnahmen für das Vereinsvermögen bei.
Der 120-jährige SV Germania 04 ist auch ein sehr junger Verein. Insgesamt beträgt die Mitgliederzahl 543, davon 387 Männer und 156 Frauen. Über die Hälfte ist unter 40 Jahre alt, 36 Prozent sind unter 18 Jahre alt. 150 Kinder und Jugendliche kommen ins Training, das durch den Einsatz der Eltern verstärkt wird. Und das in einem Ein-Sparten-Verein einer Randsportart!
Großen Dank an die verdienten Helfer
Dank einer unfassbar aktiven Helferschar sei der Verein in der Lage, mehrere Feste im Jahr zu stemmen: Das Turmfest, das Schlacht- und Wiesenfest und das Wein- und Straßenfest. Dazu kommen während der Saison sieben kräftezehrende Heimkämpfe.
Neuwahlen der Vorstandschaft
Die Neuwahlen ergaben folgenden Stand: Dr. Ralph Oberacker (Vorsitzender), zweiter Vorsitzender Sebastian Mayer (Sport), Markus Kühner (Finanzen), Matthias Lauber (Marketing), Sebastian Höhne (Anlagevermögen), Marielle Reuter (Eventmanagement), Nadja Goldschmidt (Mitgliederverwaltung), Thomas Reuter (Pressereferent), Markus Kühner (Saalkassier), Felicitas Kaiser und Saskia Mumbauer (Jugendleitung), Felix Schäfer, Eva Ritter, Christoph Lother, Heiko Maurer, Manfred Sauder jr. und Max Heinzelbecker (Beisitzer), Dr. Reinhold Gerischer und Elfriede Ritter (Kassenprüfer).
Blick zurück mit dem Ehrenvorsitzenden Richard Hartmann
Richard Hartmann ist ein profunder Kenner der Geschichte des SV Germania 04 sowie anderer Ringsportvereine der Region. Er selbst, Roland Felleisen und Klaus Oberacker wirkten zum 100. Jubiläum sehr erfolgreich an der Vereinschronik zusammen. 20 Jahre später öffnete Hartmann erneut seine Schatzkiste.
Sie enthielt beispielsweise Protokollbücher aus den Jahren 1926 und 1927, einen gebundenen Sammelband von Athletik (Fachzeitschrift für Kraftsport) sowie zahlreiche Fotos und Medaillen siegreicher Ringer.
In einer bildgestützten Präsentation tauchte Hartmann tief in die Vergangenheit. Der Verein wurde am 16. April 1904 im Gasthaus „Rössle“ als Kraftsportklub Germania Weingarten gegründet. Im Nebenzimmer fanden die Ringkämpfe statt. Gründungsmitglied war Heinrich Brunner, von 1923 bis 1934 Reichssportwart des Deutschen Athletik Sportverbandes. 1906 fusionierte der Kraftsportklub mit dem 1906 in Weingarten gegründeten Fußballclub Viktoria und nannte sich seither Sportverein Germania 04.
Schon in den ersten Jahren nach der Gründung stellten sich erste Erfolge ein und nach dem Ersten Weltkrieg ging es mit dem Ringen in Weingarten steil bergauf. Die mit den Erfolgen verbundenen Namen kennt Richard Hartmann alle. In seinem Besitz befinden sich Fotos, Urkunden, Dokumente und Medaillen, die er an diesem Abend gerne als Anschauungsmaterial mitgebracht hatte. Details darüber sind nachzulesen in der Chronik des Vereins zum 100. Jubiläum, geschrieben von Roland Felleisen.
Als nach dem verlorenen Krieg die Besatzungsmächte zunächst alle sportlichen Aktivitäten verboten hatten, wurden 1946 nichtmilitärische Sportorganisationen wieder zugelassen. So wurde der Turn- und Sportverein 1880 am 6. Januar wiedergegründet und die Mitglieder des nun mehr ehemaligen SV Germania nahmen den Sportbetrieb als „Schwerathletik-Abteilung“ des TSV wieder auf. Im Jahr 1954 erfolgte dann die endgültige Trennung. Im selben Jahr wurde als sportlicher Höhepunkt ein Länderkampf zwischen der Schweiz und Baden in der Weingartner Kärcherhalle ausgetragen.
Ein eigenes Vereinsheim muss her
Mit dem Erfolg stiegen die Zuschauerzahlen. Das Rössle wurde zu klein und im Lauf der Jahre wurden mehrere Säle von Gasthäusern zum Wettkampfzentrum umfunktioniert. Immer dringender wurde der Wunsch nach einem eigenen Vereinsheim, bis in den Jahren 1964-67 schließlich nahezu komplett in Eigenarbeit die erste Ringerhalle an der Ringstraße entstand. Bis 2006 diente diese Halle als Heimstatt für aufregende und hitzige Kämpfe.
Von 1904 bis 1965 wechselten relativ häufig die ersten Vorsitzende, die meisten waren nur 2 bis 3 Jahre in dieser Position. Werner Fabry war der erste, der längeres Durchhaltevermögen bewies und von 1965 bis 1983 erster Vorsitzender war. Auf ihn folgte Richard Hartmann von 1983 bis 1995, dann Siegfried Müller bis 1998 und Rüdiger Frey bis 2005. Unter dessen Führung wurde Ralph Oberacker zum zweiten Vorstand gewählt.
Die neue Ringerhalle, heute Mineralix-Arena
Als Oberacker erstmals zum Verein kam, berichtete Hartmann, habe er Begeisterung und Leidenschaft für den Ringsport, verbunden mit einem gewissen Ehrgeiz, mitgebracht und alsbald wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Als Anfang der 2000er Jahre die Hallensituation für die Vereine in Weingarten sehr knapp wurde, präsentierte Oberacker eine Idee, wie mit einem Schlag viele Probleme gelöst werden könnten. Der SV Germania baute in Eigenregie und mit tausenden von Eigenarbeitsstunden ein neues Kultur- und Sportzentrum und die Gemeinde Weingarten vermittelte eine große Zahl von Belegstunden gegen Gebühren an die anderen Vereine. So war dem Ringerverein ein eigenes Domizil für die Heimkämpfe gesichert und durch die Vermietung kam noch Geld herein. In 2007 wurde Oberacker zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Die Ära Oberacker
Seit dieser Zeit hat die Ära Oberacker den Verein geprägt. Die neue Halle bot die Möglichkeit, die Heimkämpfe etwas anders zu gestalten. Mit Musik, Lichteffekten, Einlauf der Sportler und Showelementen in den Pausen erhielten nüchterne Kampfabende mehr und mehr Eventcharakter, der vor allem auch die jungen Erwachsenen ansprach. Der Ringsport in Weingarten verließ die reine Männerdomäne und entwickelte sich zu einem gesellschaftlichen Ereignis für alle Ansprüche. Seither füllen bei jedem Heimkampf mehrere Hundert Zuschauer die Tribünen. Auch der Anteil der weiblichen Zuschauer steigt. Die Auswärtsfahrten mit gechartertem Bus sind Siegestouren, in denen sich die Germanen als eingeschworene Truppe präsentieren. Die Bereitschaft, sich ins Vereinsleben einzubringen, ließ einen Helferkreis um die Vorstandschaft in nie gekanntem Maß entstehen. Auch hier hatte die Art der Menschenführung Oberackers nicht unerheblichen Anteil.
Am sportlichen Erfolg zimmern seit 2004 auch Frank Heinzelbecker als Cheftrainer und seit vielen Jahren auch Sebastian Mayer als sportlicher Leiter. Diese Kontinuität trug entscheidend zu den bisherigen Erfolgen bei: Aufstieg in die erste Bundesliga, ungemein spannende Kämpfe, Ringerpersönlichkeiten und mehrfache Meister- und Vizemeistertitel.
Ein Vorzeigegesicht ist die gebürtige Weingartnerin Luisa Niemesch, Jahrgang 1995, die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal an Olympia teilnimmt. Ihre erste Teilnahme war bereits 2016.
Genaue Zahlen und eine ausführliche Darstellung der Ereignisse lassen sich auf der Homepage www.svgermania04.de nachlesen.