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100 Jahre Posaunenchor CVJM
Bläsergottesdienst als Auftaktveranstaltung
Seit 100 Jahren lebt der Posaunenchor im CVJM Weingarten seinen Auftrag, zu musizieren für Gottes Ehre und der Menschen Freude. Für die hervorragende Erfüllung dieses Auftrags wurde der Bläsergruppe am Sonntag von vielen Seiten und vielen Aspekten herzlich gedankt.
Festgottesdienst und Empfang
Der Festsonntag begann mit einem Bläsergottesdienst in der gut besetzten evangelischen Kirche. Schon die Entrata festiva mit Pauken machte das Engagement der Musizierenden und ihre Absicht, Gott zu loben, spürbar. Dieses Thema, die Aufgabe der Posaunenchöre, nicht nur Gott zu loben, sondern die Menschen zu stärken und ihnen Vertrauen und Zuversicht zu schenken, war der rote Faden des Gottesdienstes.
Mit Traugott Fünfgelds Komposition „Auf, Seele, Gott zu loben“ brachte der Bläserchor Hoffnung, Mut und Zuversicht zum Ausdruck und traf damit den Nerv der Zeit. Besser als mit „Ich sing Dir mein Lied, in ihm liegt mein Leben, die Töne, den Klang hast Du mir gegeben“ konnte die Glaubensbotschaft nicht zum Ausdruck gebracht werden. „Welche Klänge wollen wir hören?“ fragte Pfarrer Jochen Stähle zu Beginn seiner Predigt. Schrille und laute, provokante oder düstere? Er griff den derzeit herrschenden Zeitgeist auf und kam zu dem Schluss: Wir wollen Klänge, die gut tun. Die andere Geschichten erzählen, als was wir tagtäglich hören. Es gibt einen Gott, der diese Welt erschaffen hat und sie zusammenhält. Glaube, Hoffnung und Vertrauen schwingen mit in Tönen der Versöhnung und das zu vermitteln, sei die Aufgabe des Posaunenchores. Mit neuen Klängen und neuen Liedern bringe er die Botschaft zu den Menschen.
Emotional intensiv berührend erklang im Anschluss an die Predigt das lyrische Bläserstück „Song from a secret garden“. Der bekannte Choral „Nun danket alle Gott“ durfte bei einem solchen Anlass nicht fehlen. Er wurde im Satz von Johann Sebastian Bach mit Pauken und Oberstimme gespielt. Mit einem swingenden Ausgangsstück war der Gottesdienst beendet und die Jubiläumsfeier wurde mit einem Empfang im Gemeindehaus fortgesetzt.
Grußworte beim Empfang
Den Gedanken an „Jubiläum“ verbinden sicherlich viele mit „Chronik, Rückblick und Jahreszahlen“. Weit gefehlt. Schriftführer Andreas Kärcher moderierte das Programm mit gekonnten und treffenden Überleitungen und die kurz gehaltenen Grußworte beleuchteten den Posaunenchor unter vielen unterschiedlichen Aspekten. Die Vorsitzende des CVJM Weingarten Baden, Susanne Böder, skizzierte drei Eigenschaften, die den Chor auszeichnen: offen, begeisternd und lebendig. Die Vielfalt des Repertoires mache ihn offen für alle Generationen zwischen 14 und 80 Jahren. Er begeistere das Publikum mit neuen Liedern. Und er sei lebendig und innovativ und begleite das Leben bei vielen Anlässen. Beispielsweise am Silvesterabend beim Einsatz auf der Marktbrücke. Launig und anerkennend überreichte sie dem Dirigenten Bernd Breitenstein dafür eine Warnweste.
Pfarrer Jochen Stähle kam noch einmal zu Wort und dankte den vielen Menschen, die diesen Chor über so lange Zeit am Leben gehalten hatten. Angelika Völker gratulierte für den evangelischen Kirchenchor, mit dem der Posaunenchor immer wieder zusammenarbeitet und überreichte eine Spende für Noten zum Bundesposaunentag in Hamburg. Landesposaunenwart Armin Schäfer erinnerte an die Entstehung der Posaunenchöre in der Renaissance als Stadtpfeiferzünfte. Ihre Nähe zu Fürstenhöfe und große Kirchen brachte er mit den anspruchsvollen Bläserpartien des Leipziger Kantors Johann Sebastian Bach in Verbindung. Statt eines Geschenks kündigte er ein Gastkonzert mit seinem Blechbläserensemble an, dessen Kollekte dann dem Weingartner Posaunenchor zugutekommen solle. Vereinssprecher Karlernst Hamsen lobte das breite Repertoire des Posaunenchores und die geringe Fluktuation der Mitwirkenden. Für die Zukunft wünschte er Energie und Erfolg in der Nachwuchsgewinnung. Er überreichte einige Flaschen Weingartener Wein für das „zweite Programm nach den Proben“. Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Fritscher griff die damaligen Lebensumstände auf, unter denen sich 1924 der Posaunenchor gegründet hatte. Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Ersten Weltkrieg hatte begonnen, die letzten französischen Soldaten verließen Deutschland. An der Regierung war eine Große Koalition – und die Parteien der Rechten hätten nur 12 Sitze erhalten. Bis heute bereichere der Posaunenchor die Weingartener Kulturlandschaft in Verbindung mit der Verkündung der Botschaft Gottes. Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Fritscher überreicht dem Obmann Dr. Michael Graf die vereinsübliche Jubiläumsgabe der Gemeinde.
Auszüge aus der Chronik
Im Jahr 1923 traten sechs junge Männer zusammen, um aus eigenem Antrieb ein Blasinstrument zu erlernen und gründeten ein Jahr später den Posaunenchor. Seit 1928 leitete Jakob Kärcher den Chor und gab das Amt 1955 an seinen Sohn Hermann Kärcher weiter, der es weitere 30 Jahre bekleiden sollte. Seit mittlerweile 100 Jahren kommt dieser Chor der originären Aufgabe der evangelischen Posaunenchöre nach, „den Menschen Freude zu bereiten, sie zu trösten, einzuladen und aufzuwecken“. So umschreibt es der damalige Landesobmann Wilhelm von Ascheraden in der Festschrift zum 75. Jubiläum des Weingartener Posaunenchores. „Gestalterischen Einfluss auf das Leben der Kirchengemeinde zu nehmen“ schrieb der damalige Kirchengemeinderatsvorsitzende Thomas Schaller dem Posaunenchor zu. Nach kriegsbedingtem Stillstand erlebte der Chor ab 1945 eine rasche Aufwärtsentwicklung. Anlässe waren musikalische Gottesdienst und Gemeindefeste. Nach und nach und heute mehr denn je will der Posaunenchor auch außerhalb der Kirchenmauern die gute Nachricht Gottes für die Menschen bekannt machen. Das zeigt sich in freudigem und Begeisterung weckendem Musizieren auf dem Weihnachtsmarkt, am Silvesterabend mit Fackelbeleuchtung, bei der Auferstehungsfeier auf dem Friedhof, im Advent in den Seniorenheimen, Teilnahme am Volkstrauertag, und seit einiger Zeit bei den Wein- und Straßenfesten der politischen Gemeinde. 1987 übergab Herrmann Kärcher den Dirigentenstab an Bernd Breitenstein, der ihn heute noch in kundigen Händen hält. Unter seiner Leitung hat sich der Chor neben der klassischen Kirchenmusik ein breites Spektrum verschiedener Stilrichtungen angeeignet und sein Repertoire stets erweitert und modernisiert. Seit 2002 wurden mehrere Open Air Konzerte veranstaltet, ein Höhepunkt war das Winterkonzert im Gasthaus Löwen im Jahr 2017, bei dem Filmmusik gespielt wurde und erstmals ein Schlagzeuger den Chor begleitete. Neue Begegnungen, die ihn am Puls der Zeit halten, beispielweise mit Kompositionen von Traugott Fünfgeld, erfährt der Chor durch wiederkehrende Teilnahme an Landesposaunentagen und anderen großen Chortreffen. So war der Weingartener Posaunenchor bei Deutschen Posaunentagen in Leipzig und Dresden dabei und wird dieses Jahr nach Hamburg fahren.
Das digitale Zeitalter
Zum Schluss erläuterte der Ansprechpartner Homepage, Andreas Fröhlich, dass die gesamte Chronik des CVJM mit umfangreichem Bildmaterial auf der Homepage unter www.cvjm-weingarten.de verfügbar sei.
Andreas Kärcher wies noch auf die weiteren Veranstaltungen im Jubiläumsjahr hin: am 13. Juli um 20 Uhr findet ein Open Air Konzert zusammen mit Swinging Voices auf dem Rathausplatz statt und am 10. November gibt es um 18 Uhr in der Evangelischen Kirche ein Festkonzert unter Mitwirkung von Reinhold Friedrich und Eriko Takezawa.