Seite drucken
Gemeinde Weingarten (Baden)

39. Weingartner Musiktage Junger Künstler

Artikel vom 07.10.2019
 

Free Jazz mit „Three Fall“ im Gewächshaus

Ein Jahr vor dem 40. Geburtstag präsentieren sich die Weingartner Musiktage immer noch  jung und innovativ, aber auch anspruchsvoll und hochkarätig. „Wir laden junge und außergewöhnlich begabte Künstler ein“, erklärte Thomas Jehle. Er und Stefan Burkhardt sind seit einigen Jahren gemeinsam Vorstandsvorsitzende und Produktionsleiter der Veranstaltung. Künstlerischer Leiter ist Prof. Reinhold Friedrich, der das Festival seinerzeit gegründet hatte. Die Möglichkeit für ein musikliebendes und aufgeschlossenes Publikum, Musiker aus nächster Nähe für wenig Geld erleben zu können, die manchmal nur wenige Jahre später in den großen Konzertsälen der Welt auftreten, ist für Weingarten ein Highlight, das seinesgleichen sucht. Möglich wird das durch ein über zehnjähriges Sponsoring der Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank Baden-Württemberg und zahlreicher weiterer Sponsoren. „Die Musiktage sind seit vielen Jahren zu einem herausragenden Kulturereignis in Weingarten, der Region und weit darüber hinaus gereift. Wir sind glücklich, ein weiteres Mal Gastgebergemeinde für das Festival sein zu dürfen, zu dem sich junge Musikerinnen und Musiker aus den verschiedensten Ländern einfinden werden. „‘Das Beste für viele‘ zu bieten, ist das Ziel dieses engagierten Vereins“, schreibt Bürgermeister Eric Bänziger in seinem Grußwort.

 

Spezielle Veranstaltungsorte machen den Reiz

Ein Merkmal dieses Konzepts sind auch die speziellen Veranstaltungsorte, die auf die Besucher stets einen besonderen Reiz ausüben. „Ich komme immer wieder gern in dieses tolle Gewächshaus“, sagt Konzertbesucherin Sylvia Fritz. Seit etlichen Jahren stellen Petra und Roland Stärk ihr Gewächshaus als Konzertsaal zur Verfügung und dafür erhielten sie beim Eröffnungskonzert mehrfach dankbaren Beifall.

„Der Jugend gehört die Zukunft“, sagen Burkhardt und Jehle im Vorwort des Programms. „Die Weingartner Musiktage geben jungen Musikerinnen und Musikern die Möglichkeit, ihre musikalischen Vorstellungen und Interpretationen auszuleben und sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.“

 

Musikalische Vorstellungen ausleben

Genau das geschah beim Eröffnungskonzert: Vorstellungen und Interpretationen auszuleben.

Das Trio „Three Fall“ gehört zu den innovativsten Blüten des jungen deutschen Jazz. Lutz Streun spielt Bassklarinette und Tenorsaxophon, Sebastian Winne Schlagzeug und Percussion, Til Schneider die Posaune. Ein Bass ist nicht dabei. Damit haben sie bereits auf fast allen großen deutschen Jazzfestivals mit Jazz, Funk und Hiphop für Furore gesorgt. Jetzt kam ein viertes Element dazu. Die kongolesisch-deutsche Sängerin Melane bringt eine neue Farbe in den Sound. Ihre Stimme ist kraftvoll und samtig zugleich. Sie ist eine Bereicherung für die Band, denn mit ihr kommen jetzt Soul, Raggae und Afrobeat ins Repertoire. Das Konzert, das das vierte Album „Four“ von „Three Fall“ behandelte, begann wie eine Flug im Raumschiff. Noch ohne Sängerin produzierten die beiden Bläser Klänge, Töne und Geräusche, die, elektronisch verstärkt und teilweise auch verändert, keiner Gattung und keinem Rhythmus zuordenbar waren. „Toll, was man mit Elektronik alles machen kann“, sagte Wolfgang Hill, selbst Bläser im Musikverein, dazu.

 

Sängerin Melane ist eine Bereicherung

Melane sprach das Publikum an. Sie erklärte, ihr nächster Song sei ihrem Vater gewidmet, der überraschend verstorben sei: „Wir dürfen nicht aufhören, über die Menschen zu sprechen, die nicht mehr bei uns sind.“ In ihrer Muttersprache Lingala sang sie in der Bedeutung von „Vater im Himmel“ das Lied „Tata Na Lola“. Ihre Stimme war eine wunderbare emotionale Ergänzung zu den kantigen und rauen Instrumentalvorträgen, denn jetzt war auch Raum für weiche und sanfte Töne. Im Schlusslied „Elevation of Love“ zeigte sich die Band von ihrer stärksten lyrischen Seite. Dazwischen lagen die Songs „Thank you“, eine lockere und entspannte Soul-Nummer. Ein Höhepunkt war der elektronisch bearbeitete Reggae „Silver & Gold“, den Melane sehr gefühlvoll und geschmeidig tänzerisch darstellte. Die drei Instrumentalisten hatten Spaß daran, die Grenzen ihrer Instrumente auszuloten, wobei natürlich nichts Zufälliges dabei war, sondern es waren durchdachte und komponierte Arrangements. Das Album ist eine explosive, lyrische, seelenvolle und sogar tanzbare Reise. Weitere Titel waren „Thank You“ und „Mòto Pamba“, ein Lied, das von einer langen Freundschaft handelt. Leidenschaft, Hingabe und Engagement der Musiker und ihrer Sängerin waren unüberhörbar und das Publikum wusste den Auftritt mit lang anhaltendem Beifall zu würdigen.

http://www.weingarten-baden.de//weingarten-baden/aktuelle-meldungen/neuigkeiten