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Gemeinde Weingarten (Baden)

Gemeinsame Exkursion zum Windpark in Winterbach schafft Klarheit

Artikel vom 09.05.2022

Die Gemeinden Weingarten (Baden) und Walzbachtal besuchten den Windpark Goldboden

Hier geht es zur Pressemitteilung im PDF-Format

Gemeinderäte aus Walzbachtal und Weingarten (Baden) unternahmen am vergangenen Samstag den 7. Mai eine Exkursion nach Winterbach. Sie besuchten dort den Windpark Goldboden, der mit 230 Meter Gesamthöhe (Turmhöhe 165 Meter, 131 Meter Rotordurchmesser) zu den höchsten Windparks in Baden-Württemberg gehört.

In seiner Einführung machte der Betreiber (EnBW, Hr. Soukup) deutlich, dass der Windpark seit 2017 in Betrieb ist, technisch stabil läuft und die erwarteten Energiemengen produziert hat. Im Vergleich zur dort installierten Leistung von 3 mal 3,3 MW plant EnBW am Standort Weingarten Anlagen mit deutlich höherer Leistung. Die neueste Generation von Binnenlandanlagen ist vor allem mit größeren Rotoren ausgestattet, hat eine Gesamthöhe von rund 250 Meter und leistet 5 bis 6 MW pro Anlage.

Gemeinderat Jürgen Nachtrieb aus dem nahegelegenen Engelberg berichtete, dass es in einzelnen Ortsteilen in der Nähe der Anlagen im Vorfeld z.T. massive Bedenken gegeben hatte. Der Gemeinderat Winterbach habe sich damals dennoch mehrheitlich für den Bau des Windparks entschieden. Die in der Planungsphase diskutierten Sorgen zeigten sich im Nachhinein unbegründet, so der Gemeinderat, es gebe kaum noch kritische Stimmen.

Akustiker Christian Eulitz von Möhler+Partner aus München hatte sein Messgerät dabei und zeigte, in welcher Entfernung von den Anlagen welcher Schall zu hören ist. „In ungünstigen Lagen, etwa bei Abständen von 500 Metern zur Wohnbebauung und bei ruhiger Umgebung, können Windenergieanlagen richtig störend sein. Bei 1.000 Metern Abstand, wie am Windpark Goldboden (und wie auch bei den derzeitigen Planungen in Jöhlingen absehbar), hielten sich die Störungen in Grenzen. Beim Thema „Infraschall“ konnte Eulitz als technischer Leiter der großen Infraschallstudie des Umweltbundesamtes aus erster Hand Entwarnung geben: „Wir haben Probanden mit Infraschall beschallt. Bei Infraschallpegeln, wie sie rund um Windenergieanlagen auftreten, zeigten sich keinerlei Effekte.“

Die teilnehmenden Gemeinderäte interessierten sich neben möglichen störenden Wirkungen auch für technische Aspekte und wagten einen Blick in den Mast. Thema war auch eine finanzielle Bürgerbeteiligung.

Hr. Soukup nutzte die Gelegenheit, um den Gemeinderäten aus Walzbachtal und Weingarten die seit kurzem vorliegende Auswertung der einjährigen Windmesskampagne auf dem Heuberg vorzustellen. Die vom zertifizierten Fachbüro renercoplan aus München erstellte Ertragsprognose nimmt die gemessene mittlere Windgeschwindigkeit auf 166 Meter Nabenhöhe von 6,6 Metern pro Sekunde als Basis. Damit bestätigt die Windmessung die im Windatlas Baden-Württemberg ausgewiesene gute Standortbedingungen. „Mit diesen Ergebnissen sind wir sicher, dass sich die nachhaltige Erzeugung von Strom aus Windenergie auf dem Heuberg lohnen wird“, so Herr Soukup. Ein Windpark in Weingarten wird bei diesen guten Windverhältnissen einen deutlichen Beitrag zur stabilen Stromversorgung mit kostengünstigen Stromgestehungskosten liefern. „Wir sind offen dafür, die Bürgerinnen und Bürger an den Erträgen partizipieren zu lassen“, so Herr Soukup.

Herr Dr. Ewen vom Forum Energiedialog Baden-Württemberg, das die Kommunen Walzbachtal und Weingarten begleitet, kündigte an, dass kritische Fragen zu dieser Ertragsprognose transparent geklärt würden. Er plane ein Fachgespräch mit EnBW, mit fachlich versierten Kritikern der Windenergie vor Ort und neutralen Wissenschaftlern. Die Ergebnisse dieses Fachgesprächs und die Positionen der einzelnen Parteien würden dokumentiert und veröffentlicht.

Bürgermeister Öczan, Walzbachtal, bedankte sich am Ende für die Exkursion. In Walzbachtal sehe man eher kritisch auf die geplanten Anlagen, die an der Grenze zu seiner Gemarkung geplant würden. Aber wichtig sei es, die Fakten objektiv in den Blick zu nehmen. Er freue sich, dass das Thema „Windhöffigkeit“ fachlich geklärt werde. „Ich habe heute mitgenommen, dass der Lärm von Anlagen in Entfernungen von deutlich unter 1.000 Meter in der Tat störend wirken und empfindliche Menschen belasten kann – dass aber das Thema Infraschall offenbar weniger brisant ist, als ich bislang gedacht habe.“ Das Forum Energiedialog, so auch die fast einstimmige Meinung beider Gemeinderäte, solle die Fakten wissenschaftlich objektiv und aus einer neutralen Position heraus klären, öffentlich informiert und einen Dialog anbieten.

Die Exkursion wurde organisiert und moderiert vom Forum Energiedialog.

Für weitere Fragen wenden Sie sich gerne an das Forum Energiedialog (FED):
Dr. Christoph Ewen, c.ewen@energiedialog-bw.de 0175 2975888

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