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Gemeinde Weingarten (Baden)

Das Theater „Oliv“ gastierte auf der Weinterrasse mit einer brillanten Satire zum Thema Wein

Artikel vom 01.12.2018

Wein muss kein ernstes Thema sein. Aber wer gesellschaftlich etwas gelten will, muss sich auch in den hippen Gaumenfreuden auskennen, selbstredlich in Sachen Wein. Das Theater „Oliv“ aus Mannheim hat sich dieses „bierernsten“ Stoffs angenommen und eine köstliche Satire auf neureiche Weinkenner, arme Schlucker und versnobte Butler entwickelt. Aufgeführt haben sie das Stück mit dem Titel „Ich schmecke was, was Du nicht schmeckst“ in einer Location, die passender nicht sein könnte, nämlich auf der Weinterrasse der Weingartner Weinmanufaktur.
Der Kern der Geschichte war das wohlhabende Ehepaar Helmut und Mariegold Wagner. Mariegold ist jetzt endlich dank der gut gehenden Geschäfte ihres Mannes in der besseren Gesellschaft angekommen. Als i-Tüpfelchen ihres Wohlstands engagiert sie einen Butler, um bei ihren handverlesenen Gästen zu punkten. Auf der anderen Seite stehen zwei Hungerleider, die nach Möglichkeiten für Einkünfte suchen.

Als sie eine Annonce lesen „Butler gesucht“ ist das der perfekte Job. Boris Ben Siegel wechselt in dem Zwei-Personen-Stück die Rolle zwischen dem perfekten Butler „Tipps“ und dem reichen Ehemann Helmut. Coralie Wolff switcht zwischen der blasierten, sonst aber beschränkten Mariegold und der Ehefrau des Butlers, die als Köchin fungiert. Mit herrlichem Humor, Spielwitz und atemberaubendem Tempo vollziehen sich diese Wechsel, die noch mit „Textlücken“ aufgarniert werden, zu einem höchst amüsanten Einakter. Mariegold möchte eine kenntnisreiche Gastgeberin sein und gerät in ihrer Unwissenheit immer mehr in die Fänge ihres dreisten Butlers. Als er beim Vorstellungsgespräch die Pflege des Weinkellers als seine Hauptaufgabe bezeichnet, ist die Leimrute gelegt, denn Mariegold hat gar keinen Weinkeller, geschweige denn die leiseste Ahnung vom Wein. Im Verlauf des Abends werden dem Publikum drei Weine kredenzt und es wird mit dem professionellen Testen vertraut gemacht, was selbstverständlich nicht ohne groteske Übertreibung abgeht. Der Höhepunkt ist der „beste Weißwein, den es gibt: Baden, Grauburgunder, Hohenberg, trocken, Jahrgang 2016 aus der Weinmanufaktur Weingarten“. Dass davon nur noch eine Flasche übrig war, war die selbsterklärende Pointe: Der Butler hatte die restlichen mehreren hundert Flaschen auf die Seite gebracht. Rund 40 Zuschauer erlebten auf der Weinterrasse einen fantastischen Sommerabend mit herrlichem Wetter, viel Charme, Esprit, und genügend Anlass zum Lachen. Das Theater „Oliv“ sagt von sich selbst: „Wir widmen uns ausschließlich zeitgenössischen Themen. Wir sammeln den Stoff aus dem Alltag.“ Das Konzept scheint nicht das schlechteste zu sein.

 
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