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Gemeinde Weingarten (Baden)

Zum hundersten Mal:

Artikel vom 03.02.2022

Ein großer Erfolg beim Kleinen Konzert

„Das Kleine Konzert“ lautet der Titel einer Konzertreihe, die seit 1998 in mehrwöchigem Rhythmus in der Evangelischen Kirche in Weingarten zu hören ist. Eberhard Blauth, damals als Gemeindediakon tätig und heute noch selbst als Musiker, hat sie ins Leben gerufen. Nun ging das Kleine Konzert zum 100. Mal über die Bühne.

Der Reiz besteht aus Musik und Wort
Der junge Pianist Matteo Weber, 21 Jahre jung und trotzdem schon auf dem Sprungbrett nach ganz oben, hatte sich bereit erklärt, einen Klavierabend zu gestalten. Aber das Kleine Konzert ist mehr als nur Musik. Der Reiz der rund einstündigen Konzerte, die stets Sonntagsabends stattfinden und meist durch kleine Gruppen oder Einzelinterpreten aufgeführt werden, liegt in ihrer Verbindung von musikalischen Werken und gelesenen Texten. Denn das Hören der Musik verändert sich durch vorangehende Texte und umgekehrt.

So befruchtet eins das andere: das offenbarende Wort und die emotionale Vertiefung durch die Musik. Die Musiker, die er bisher eingeladen hatte, auch Profis, waren gerne bereit, sagt Eberhard Blauth, für dieses besondere Konzept auch gegen ein nur kleineres Honorar aufzutreten. Viele kommen sogar gern ein zweites Mal, denn sie schätzen die ruhige und von Leistungsdruck weitgehend freie Atmosphäre. Beifall gibt es erst am Ende und durch diesen ungestörten Wechsel von Musik und Wort entsteht eine ganz besondere Stimmung. Der Zuhörer kommt zur Ruhe und kann völlig in die ihn umgebende Klangwelt in der Kirche eintauchen.

Am Sonntagabend erwartete die Zuhörer ein ambitioniertes musikalisches Programm und eine gezielte Textauswahl.

Klavierabend mit Matteo Weber
Es begann mit „Lied ohne Worte“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die romantische Linie setzte sich fort mit der Sonate von Alban Berg, der Novellette von Robert Schumann und drei Intermezzi von Johannes Brahms und endete mit der Feuervogel-Suite von Igor Strawinski. Der junge Pianist zeigte ein hoch engagiertes Spiel, mit emotionalem Tiefgang und handwerklicher Perfektion auf höchstem Niveau. Matteo Weber hat in seinem jungen Alter bereits zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen.

An diesem Abend verzauberte er die Zuhörer, die ihm anhaltenden Applaus zukommen ließen. Mit vollem Körpereinsatz schaffte er es, den der Musik innewohnenden Stimmungen Ausdruck zu verleihen. Herzensnot und Verzweiflung wurden ebenso spürbar wie Linderung, Ruhe, Trost und Zuversicht. Letztendlich war es Liebe in all ihren Facetten und Auswirkungen, denn die Texte, vorgetragen von Eberhard Blauth, sprachen ebenfalls von Liebe.

Texte von Bertolt Brecht
Es ist das Besondere an dieser Konzertreihe „Musik und Wort“, dass Musik und Texte eine Einheit bilden, und eins das andere wiedergibt und ergänzt. Blauth war bei der Suche nach einer gezielten Textauswahl auf Bertolt Brecht gestoßen, einem Zeitgenossen von Alban Berg und Igor Strawinski. Die Beiträge waren kurze aber inhaltsschwere Gedichte von Liebe und Zweifel. Die dritte Lesung war das „Hohelied der Liebe“ aus dem Korintherbrief aus der Lutherbibel: „Nun aber bleiben Glaube, Liebe und Hoffnung, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Die Liebe ist langmütig und die Liebe vergeht niemals“, denn für den gesellschaftskritischen Schriftsteller Bert Brecht war die Bibel das wichtigste Buch der Weltliteratur.

Der wunderbare und inspirierende Vortrag der drei Intermezzis von Brahms begann mit einem zärtlichen und fast tänzerisch leichten Einstieg in Es-Dur in Erwartung, die Liebe zu finden. Es folgte ein Abschnitt in schnellem Tempo, wie ein wirbelndes, mitreißendes Wasser, das schließlich in einem unsagbar gefühlvoll gespielten dritten Teil in andante in Moll endete. Das Programm kam zum literarischen Höhepunkt der Legende von der Entstehung des Buches Taoteking, das auf die Beschäftigung Brechts mit taoistischemGedankengut hinweist. Kernstück ist die Lehre, dass das weiche Wasser in Bewegung den mächtigen Stein besiegt.

Das textlich und musikalisch sehr anspruchsvolle Programm endete mit Igor Strawinskis Feuervogel Suite. Matteo Weber zog buchstäblich alle Register bei dieser Musik voll Kraft, Feuer und Leidenschaft über drei Sätze bis zum klanggewaltigen Finale.

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