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Gemeinde Weingarten (Baden)

Die Weingartner Mühlen - Historischer Rundgang mit Klaus Geggus

Artikel vom 01.08.2019
 

„Entdecke Dein Weingarten“. Dahinter verbirgt sich eine sehr erfolgreiche Veranstaltungsreihe, in der die Volkshochschule im Landkreis Karlsruhe in Kooperation mit dem Bürger- und Heimatverein immer wieder interessante Themen anbietet, zu denen die Bevölkerung sonst nicht so einfach Zugang hat. Dieses Mal waren es die Weingartner Mühlen.

 

Die älteste ist die Untermühle beim Kirchplatz

Exkursionsleiter Klaus Geggus ging weit zurück bis zur Gründung des Ortes als „Wingarten ultra Rhenum“ durch die Weißenburger Mönche. Sie errichteten wahrscheinlich die älteste der fünf Mühlen am Walzbach, die in der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1441 als „Mühle bei den Steinbrücken“, am Kirchplatz, bezeichnet wird. Angetrieben wurde sie von einem unterschlächtigen Wasserrad. Nach wechselndem Schicksal kam sie 1787 für 120 Jahre in den Besitz der Familie Langendörfer. Als Langendörfers Tochter Ella 1907 den Kaufmann Michael Gerber heiratete, hieß die Mühle „Gerberts Mühle“ oder „Untermühle“. Das Mehlmahlen wurde eingestellt und das Wasserrad verschwand eines Tages. Im Jahr 2002 wurde es auf Antrag des Bürger- und Heimatvereins als ingenieurmäßige Konstruktion aus Lärchenholz und Stahl nachgebaut.

 

Die Grätz’sche Mühle heute Anwesen Russel

Die „Mittelmühle“ am unteren Ende der Hebelstraße wurde 222 Jahre lang von der Müllerfamilie Rupp-Grätz betrieben und nach dem Tod von Leopold Grötz 1881 an Wilhelm Steiner verkauft. Steiner besaß auch die keine 200 Meter entfernte Mühle an der Blumenstraße, später „Langendörfer’sche Mühle“ genannt.

 

Der Kampf ums Wasser

Er legte die Mittelmühle still, berichtete Geggus, denn dadurch verhalf er seiner eigenen Mühle zu mehr Wasserkraft. Es ist die Spezialität des profunden Kenners der Heimatgeschichte Klaus Geggus, auch solche Zusammenhänge aufzuzeigen und damit ein Licht auf den Konkurrenzkampf im wahren Leben zu werfen. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Lohmühle, die in der Nähe der heutigen Bahnhofsapotheke stand. Ihr Besitzer, Ökonomierat Josef Kiefer, erhielt 1789 kein Mehlmahlrecht, da die anderen Müller dagegen Widerspruch einlegten. Er durfte nur eine Putzmühle für verschiedene Samen und für Krapp einrichten. Außerdem bekam er Ärger mit der Gemeinde, da eigentlich das Wasser zur Wiesenbewässerung gebraucht wurde. Die Mühle an der Blumenstraße war zunächst eine Ölmühle und wurde erst im Jahr 1656 als Mehlmahlmühle genannt. Da durch den Mehlstaub ständige Brandgefahr herrschte, war es nicht außergewöhnlich, dass auch die Mühle an der Blumenstraße im Jahr 1930 abbrannte. Sie wurde als Walzenmühle mit Elektromotor wieder aufgebaut.

 

Noch zwei Mühlen nach dem Zweiten Weltkrieg

Somit gab es nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch zwei Mühlen für Mehl in Weingarten, die zweite war die Obere Mühle Lepp. Möglicherweise wurde die Mühle Lepp, ebenfalls schon 1441 erwähnt, von den Schmalensteinern erbaut. Seit 1824 wurde sie von Familie Lepp bewirtschaftet und von drei oberschlächtigen Wasserrädern in drei Mahlgängen getrieben. 1909 wurde sie durch einen großen Brand zerstört und als Walzenmühle mit Turbine wieder aufgebaut. Die Mühle Lepp war bis 2006 in Betrieb und wurde 2014 zu einem Zentrum für Gebet und Jüngerschaft umgebaut.

 

Ölpresse in der Bahnhofstraße

Aber es gab noch eine hydraulische Ölpresse in der Bahnhofstraße 84, eingerichtet vom Ölmüller Ludwig Sebold. Diese Presse war in den armen Nachkriegsjahren sehr gefragt. Die Einwohner sammelten Bucheckern und Sonnenblumen, sogar Traubenkerne wurden gepresst. Mitte der 50er Jahre schloss auch diese ihre Pforten.

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