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Gemeinde Weingarten (Baden)

Strategien zur Vermeidung von Kunststoffmüll

Artikel vom 04.03.2019

Vortragsveranstaltung der Grünen Liste

 

„Unser Leben im Wegwerfmodus – geht’s auch ohne Plastik?“ fragten die Grünen in einer überaus gut besuchten Veranstaltung und zwei Referentinnen gaben die Antwort. Es geht großteils, aber nicht ganz. Und es ist in einem gewissen Grad mühsam. Der beste Beitrag, die Umwelt zu schützen, sei, Kunststoff im Alltag zu reduzieren.

Axel Hammen, Ortsvereinsvorsitzender der Grünen Liste Weingarten, führte in das Thema ein. Es gehe heute nicht um Mikroplastik, sondern um Müllvermeidung und Recycling. Welche Produkte seien für Recycling geeignet, welche Strategien gibt es zur Müllvermeidung und wie funktioniert ein Leben ohne Plastik? Dann begrüßte er die Grüne Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz zu einem Grußwort.

 

Grußwort von Andrea Schwarz

„35 Millionen Tonnen gelangen jährlich in die Umwelt. Aber die neue Verpackungsverordnung ist viel zu lasch, um wirklich etwas zu erreichen“, begann sie.

Die Politik müsse den Mut haben, wegzukommen von den Freiwilligkeitsleistungen und stattdessen Gesetze erlassen, zuallererst gegen den Gebrauch von Einwegplastik. Der Vorstoß der EU gegen Trinkhalme sei wenig, aber ein Anfang.

 

Vortrag Dagmar Glatz

Nach ihr sprach die Kunststofftechnikerin Dagmar Glatz aus Weingarten. Sie legte den Finger sofort in die Wunde, nämlich den Glauben der Verbraucher, wenn sie ihren Müll sortieren, hätten sie alles getan. Von wegen. Lediglich 17 Prozent des Kunststoffmülls, sauber und durchsichtig, sei recycelbar, der Rest werde verbrannt. In einem hoch komplexen Vortrag erläuterte sie die verschiedenen Arten von Kunststoff, seine Verwendung und seine Recycelfähigkeit. Nach einem ausführlichen Schwenk auf die mittlerweile gestoppten Müllexporte nach China und das beabsichtigte Einfuhrverbot von Textilien nach Ostafrika kam sie zu dem Schluss, das Ziel müsse eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft sein. Hier nannte sie erste Erfolge mit dem Verschwinden der Plastiktüten aus dem Einzelhandel. Es gehe nicht ohne Vorgaben der Politik. Im Weiteren nannte sie Möglichkeiten der Kunststoffverwertung wie downcycling oder „B2B“ und forderte nach der Energiewende eine Wertstoffwende.

Dabei betonte sie, keine einseitige Sichtweise einzunehmen, sondern das große Ganze im Auge zu behalten: Die Ökobilanz. Beispielsweise produziere der Reifenabrieb mehr Mikroplastik als in Kosmetika je anfallen werden. Wer also Autofahrten unternehme, um verpackungsfrei einzukaufen, schade letztendlich der Ökobilanz. Es gibt Alternativen zu Kunststoff,  aber unter diesem Gesichtspunkt sei weder Papier noch Glas besser. Die beste Bilanz habe PET-Mehrweg.

Der Müll im Meer sei nicht mehr rückholbar, aber gegen die Vermüllung am Land könne jeder von uns beitragen. Ein Weg sei der gemeinsame Kampf gegen Littering, der Beste aber die Müllvermeidung.

 

„Ohne Plastik“ von Barbara Przybylo

Dann gab Glatz das Wort an Barbara Przybylo aus Pfinztal. Die junge Frau lebt mit ihrer Familie seit einem Jahr (fast) plastikfrei. Sie schilderte ihre Erfahrungen und zeigte Wege, Kunststoff zu vermeiden, wobei sie mit vielen praktischen Beispielen arbeitete.  Lebensmittel mit möglichst wenig Verpackung kaufen. Wenn man Kunststoffbehältnisse verwende, beispielsweise Margarinedosen, dann  können diese immer wieder verwendet werden, beispielsweise als Gefrierdosen. Reinigungsmittel und Kosmetika seien mit Zutaten aus dem Naturkostladen leicht selbst herzustellen. Rezepte dazu hatte sie in einem Heftchen zusammengestellt. Auf einem Tisch im Foyer des Turmzimmers präsentierte sie anschauliche Beispiele, die sie in ihrem Vortrag genannt hatte: mikroplastikfreies Duschgel oder Verpackungen, die für häufige Wiederverwendung geeignet sind.

 

Müll sammeln über die „Dreckspotz-App“

Wer sich aktiv im Kampf gegen die Vermüllung engagieren will, kann sich über die App „Dreckspotz“ anmelden und sich für einen Bereich in Weingarten zuständig erklären, in dem er regelmäßig Müll sammeln werde.

     
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