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Gemeinde Weingarten (Baden)

Kleines Konzert in der Evangelischen Kirche

Artikel vom 04.03.2019

„Tu Deinem Leib etwas Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen“. Das Zitat von Teresa von Avila war Titel und Grundlage des „Kleinen Konzert“ in der Evangelischen Kirche in Weingarten. In einer Reihe sehr unterschiedlicher Texte beleuchtete Eberhard Blauth das menschliche Grundbedürfnis nach „Essen und Trinken“ unter verschiedenen Aspekten. Er begann mit Matthias Claudius frommem Gedicht „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land“ und dem Psalm 104, zwei Texte, die zur Dankbarkeit für die Früchte der Erde mahnen. Dem folgte ein „Trio“ für Klavier, Cello und Querflöte der französischen Komponistin Louise Ferranc aus dem 19. Jahrhundert. Zu hören war das „Iris-Trio“: Susanne Böttcher an der Flöte, Inna Lorgin am Klavier und Mettilt Kasassoglou am Cello. Blauth fuhr fort mit Ringelnatz. Das „Kartoffelgedicht“ beschrieb diese einfache und doch so köstliche Speise mit großer Sinnlichkeit. Wilhelm Buschs „Das Brot“ sprach vom Wachsen und Vergehen, von der Metamorphose des Korns und dem sinnlich-kraftvollen Produkt Brot, das nahezu keiner Ergänzung bedarf außer einem Stückchen Butter. Der „Bratapfel“ schließlich, als Volksgut in vielen Weihnachtsgedichtbänden enthalten, zeichnete das Bild von großer Bescheidenheit, von Kindern, für die ein süßer Apfel noch etwas ganz Besonderes war. Louise Farrences Musik erklang dazu in beruhigendem Andante, bevor sie sich dem fröhlich-kindhaften Scherzo-Vivace zuwandte. Yosola Olorunshola ist eine zeitgenössische Autorin in London. Sie benennt fünf Momente, in denen Nahrungsmittel als Faktor für soziale Gerechtigkeit den Lauf der Geschichte verändert haben: Der Anbau von Getreide, als der Mensch sesshaft wurde. Der Handel mit Zuckerrohr, der zur Sklavengesellschaft führte. Die Ausbreitung der Kartoffel als Wirtschaftsfaktor. Die Versorgung Berlins mit Nahrungsmitteln über die Luftbrücke und schließlich die aktuelle Erkenntnis, in den Entwicklungsländern die Anzahl der Übergewichtigen vervierfacht habe infolge von Fast Food. Dem folgte die schwierige und wenig harmonische Musik von Francis Poulenc aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der Abend endete mit der Geschichte von Rainer Maria Rilke, „Die Bettlerin und die Rose“. Deren Quintessenz, der Mensch lebt nicht von Brot allein, war sicherlich die übergeordnete Botschaft. Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, es ist Kultur, Genuss und Statussymbol. Aber der Mensch braucht auch Zuwendung, Aufmerksamkeit und Liebe.    

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