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Gemeinde Weingarten (Baden)

Vom „Kühlen Krug“ zum „Treff international“

Artikel vom 14.03.2019

Die Fassade ist frisch gestrichen, die Fensterläden sind neu lackiert: Dem Haus Nr. 12 in der Bruchsaler Straße sieht man seine lange Vergangenheit nicht an. Nur die unterschiedlichen Fensterreihen, die erhalten geblieben sind, deuten auf ein älteres Baujahr hin.

Die alte Wein & Bierwirtschaft von 1841 - 1938

Das Haus ist die ehemalige „Wein & Bierwirtschaft zum kühlen Krug“. Nach dem Heimatbuch von Pfarrer Albert Nikolaus geht sie auf den Bierbrauer Ludwig Hill zurück, im Volksmund auch „Bierlui“ genannt, der sich im Jahr 1841 um die Konzession für einen Bierausschank bewarb. Diese umfasste zunächst nur selbstgebrautes, später auch „fremdes“ Bier. „Als Gymnasiasten kehrten wir gerne beim Bierlui ein“, schreibt Nikolaus. „Seine Tochter, Fräulein Susanne, bediente uns wie eine Mutter mit Moninger und Salzheringen von der Nordsee.“ Der junge Bierbrauer habe in seiner Jugend einen ausgesprochenen Freiheitssinn gehabt, fährt Nikolaus fort, und galt zusammen mit dem damaligen Pfarrer Georg Heinrich Grohe als Rädelsführer der Badischen Revolution in 1848/49. Dafür erhielten beide zwei Jahre Gefängnis. Nach seiner Entlassung setzte Ludwig Hill seine Tätigkeit als Bierbrauer fort und baute hinter dem „Kühlen Krug“ einen Felsenkeller, der heute noch existiert. Nach seinem Tod 1893 erwarb der Bierbrauer Peter Förster das Lokal. 1920 erhielt dessen Tochter Ella die Konzession, die den „kühlen Krug“ 1930 an den Metzgermeister Albert Reichert verpachtete.

Gasthaus mit guter Küche und Fremdenzimmern

1938 – 1995

1938 erwarb dieser das Haus als Eigentum und baute es gründlich um. „Unter Albert Reichert war der Kühle Krug eine gute und beliebte Gaststätte, bekannt für das gute Essen“, berichtet Klaus Geggus vom Bürger- und Heimatverein. Sein Vereinskollege Roland Felleisen ergänzt: Als Reichert 1945 verstarb, ging das Haus schließlich an seine jüngste Tochter Mathilde Elisabeth über, die mit dem Lehrer Heinz Thome verheiratet war. Sie verpachtete das Lokal an den Metzgermeister Lang. Dieser war Mitglied der CDU. Der „Kühle Krug“ wurde Vereinslokal des Musikvereins und des Gesangvereins „Liederkranz“, auch der CDU-Ortsverband tagte dort. Noch in den 50er Jahren kaufte Familie Lang das Anwesen und betrieb es bis zum Verkauf als Eigentümer, allerdings nicht nur als Gaststätte, sondern sie erweiterte das Gebäude sukzessive auch noch nach hinten für den Betrieb von Fremdenzimmern. Anfang der 80er Jahre wurde die Gaststätte an Familie Dregischan verpachtet.  

Weingartens einziges griechisches Lokal

1995 übernahm es eine griechische Familie und betrieb darin eine griechische Speisegaststätte unter dem Namen „Metaxa“. Innerhalb der nächsten rund 15 Jahre wechselte das Lokal noch zweimal den Besitzer. Der letzte Wirt aus dieser Reihe hatte wenig Glück und gab den Betrieb alsbald auf.

„Treff International“

Als 2015 die ersten Flüchtlinge in Weingarten eintrafen, stellte die Gemeinde das Haus, das sie zwischenzeitlich erworben hatte, dem Freundeskreis Asyl zur Verfügung, um darin Sprachkurse und Begegnungen zu ermöglichen, teilweise wurde es auch als Wohnung genutzt. 2018 wurde das gesamte Anwesen gründlich renoviert und in „Treff International“ umbenannt. Hier finden jetzt verschiedene Angebote für Geflüchtete statt:

Das „Café International“:  Diese Einrichtung besteht schon seit einigen Jahren und war bisher im evangelischen Gemeindehaus beheimatet. Bei Kaffee und Kuchen gibt es im Gastraum ein ungezwungenes Treffen, es können Fragen gestellt und Probleme vorgebracht werden. Jeden ersten und dritten Dienstag im Monat von 16.00 bis 18.00 Uhr.

„Treff für Alle“ heißt ein neu eingerichtetes Angebot. Es sind Begegnungsabende mit Gesprächen,  Musik,  Getränken, Spielen und vielem mehr. Jeden Mittwoch von 19.00 bis 22.00 Uhr im Gastraum. 

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