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Gemeinde Weingarten (Baden)

Ausstellung und Ortsführung

Artikel vom 15.09.2022

Bürger- und Heimatverein begeht den "Tag des offenen Denkmals"

Ein weiteres Mal hat sich der Bürger- und Heimatverein am Tag des Offenen Denkmals beteiligt. Im Mittelpunkt stand dieses Mal eine Ausstellung mit Vortrag und Ortsführung.

Dokumentation

In der Ausstellung in der Aula der Turmbergschule dokumentierte der Verein einerseits seine Arbeit in der Gemeinde: Er gibt Schriften zu Weingartner Besonderheiten heraus, er bietet Ortsführungen an, er pflegt seit vielen Jahren zwei sehr unterschiedliche Museen und leistet museumspädagogische Arbeit bis zum Ferienspaß. Der andere Teil der Ausstellung präsentierte einen Schwerpunkt zum diesjährigen Motto „KulturSpur – ein Fall für den Denkmalschutz“.

Nach einem wundervollen musikalischen Entree durch Eberhard Blauth an der Querflöte und Werner Breitenstein am Klavier begrüßte der Vorsitzende Wolfgang Wehowsky die Gäste.

Begrüßung durch den Vorsitzenden

„Der Tag des Offenen Denkmals orientiert sich an Erbauern und Bewohnern von Häusern mit historischer Bausubstanz“, begann er. Die Bewohner stellen sozusagen durch ihren Gebrauch die Weiterentwicklung der Historie dar. Welche Spuren hat das menschliche Handeln hinterlassen? Der Bürger- und Heimatverein zeige heute, wie er sich mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. Wo wurde die Spur aufgenommen? Im 300 Jahre alten Fachwerkhaus in der Kirchstraße 27, dem Anwesen Krumes. Das Gebäude als solches sei eine Betrachtung wert und zum anderen der 200. Geburtstag des berühmtesten Weingartners, des Barons Hermann von Kanzler.

Kurzvortrag Roland Felleisen

Über Hermann von Kanzler hatte der Ehrenvorsitzende des Bürger- und Heimatvereins bereits seit vielen Jahren recherchiert und sich umfassendes Fachwissen angeeignet. In einem kurzen Fachvortrag trug er die wichtigsten Daten vor:

Hermann von Kanzler galt als vorbildlicher Christ und als sehr guter Soldat. 1822 in Weingarten geboren, diente er bei den Dragonern in Karlsruhe. Als sein Rittmeister, verärgert über die kirchenfeindliche Haltung der badischen Regierung, den Dienst quittierte und nach Rom ging, ging der 21-jährige Kanzler mit und trat zwei Jahre später in den päpstlichen Heeresdienst ein. Besonnenheit, aber auch Mut und Kampfgeist verhalfen ihm zu einer steilen Karriere bis zum päpstlichen General. 1867 besiegte er mit den päpstlichen Truppen das Heer des Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi in der Schlacht von Mentana. Im September 1870 leistete er in der Schlacht um Rom auf Geheiß von Papst Pius IX. nur noch symbolischen Widerstand, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Als der Kampf auf Befehl des Papstes eingestellt wurde, hatte der Kirchenstaat nach über 1000 Jahren aufgehört zu existieren. Dennoch blieb General Hermann von Kanzler, der den päpstlichen Adelstitel Baron trug, bis zu seinem Tod 1888 als Waffenmeister im Vatikan, wenn auch nur noch mit symbolischer Bedeutung.  

Im Weiteren berichtete Felleisen nicht nur sehr sachkundig, sondern auch humorvoll über eine Bildungsreise nach Rom unter Leitung des damaligen Weingartner Pfarrers Jürgen Olf auf der Suche nach der Grabstätte Hermann Kanzlers. Sie wurden fündig im Mausoleum der Kirche St. Laurenzo nahe dem Hauptfriedhof in Rom.

Als Schlusswort meinte Felleisen, der Verlust des Kirchenstaates war aus weltlicher Sicht ein Verlust. Aus geistlicher Sicht war es ein Vorteil, weil der Papst der Aufgaben des Landesherrn entledigt war und sich wieder ganz seiner eigentlichen Aufgabe als Oberhaupt der katholischen Kirche widmen konnte.

Grußwort Richard Krumes

Über das Geburtshaus dieses Hermann Kanzler berichtete der jetzige Eigentümer Richard Krumes: das Haus wurde 1722 durch den Ratsschreiber Gaum erbaut. 1751 wurde es zum reformierten Pfarrhaus, 1809 zum Wohnhaus der Familie Kanzler. Dort wurde 1822 Hermann Kanzler als Sohn von Max Anton Kanzler geboren. Die Familie verzog alsbald nach Bruchsal und das Haus wurde ein katholisches Schulhaus für Knaben. Ab 1883 wurde es zum Lehrerwohnhaus umfunktioniert und danach zum Gemeindewohnhaus. Die großen Zimmer wurden durch Trennwände in zahlreiche kleine umgewandelt, so dass bis zu fünf Familien untergebracht werden konnten. So blieb es viele Jahre. Als es in dieser Funktion nicht mehr gebraucht wurde, stand es leer und wurde 1979 von Richard Krumes und seiner Frau Brunhilde erworben und mit höchstem Feingefühl und Respekt vor der Historie saniert und zum Wohn- und Bürohaus umgebaut.

Am Nachmittag fanden unter dem Motto „Weingarten anno 1822“ Ortsführungen zu diesem und weiteren historischen Gebäuden statt.

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