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Gemeinde Weingarten (Baden)

Der Schulweinberg an neuem Standort

Artikel vom 15.03.2021

Jugendliche, die in einem Weinort aufwachsen, sollen auch wissen, wo der Wein wächst und wie er zustande kommt.

Den Anstoß gab die damalige WG

Der Impulsgeber für diesen Gedanken war der damalige Vorsitzende der Winzergenossenschaft Franz Reichert. Die Schülerinnen und Schüler der Turmbergschule sollten die anstehenden Handarbeiten leisteten mit Schneiden, Anbinden, Jäten, Laubarbeit und vor allem bei der Lese. Winzer aus der Gemeinde übernahmen den Pflanzenschutz und die Genossenschaft bewerkstelligte Ausbau und Abfüllung. Die Flaschen mit dem Sonderetikett „Schulweinberg“ wurden zu besonderen Anlässen verkauft oder verschenkt, mit dem eingenommenen Geld wurden die Kosten hierfür refinanziert. An alledem hat sich über einen Zeitraum von rund 40 Jahren nichts geändert. Die Männer der ersten Stunde sind verstorben, aber es haben sich immer wieder Lehrkräfte und Winzer bereit erklärt, das Projekt fortzuführen

 

Herbert Zeh und Gerhard Holzmüller – Zugpferde bis zuletzt

In den letzten Jahren waren die Winzer Gerhard Holzmüller und vor allem Herbert Zeh starke Unterstützer. Die Gemeinschaft stiftende Arbeit in der Natur, obendrein mit einem guten Ergebnis, war für Schüler und Lehrer gleichermaßen motivierend. Im Jahr 2019 war es schließlich die letzte Lese der Weinstöcke am Standort Katzenberg. Die rund 40 Jahre alten Reben brachten einen immer geringer werdenden Ertrag und die Arbeit an den durch Winddruck krumm gebogenen Stöcken wurde zunehmend beschwerlich und war den Winzern nicht mehr zumutbar. Die Gemeinde beschloss, eine andere Lösung zu suchen. Die AG sollte, auch nach dem Wunsch von Bürgermeister Eric Bänziger und Rektorin Karin Sebold keinesfalls aufgegeben werden, aber auch nicht mehr mit Methoden von vorgestern arbeiten.

 

Neuanfang am neuen Standort

In 2020 gab es einen Neuanfang. Der Schulweinberg kam an einen anderen Standort, jetzt auf dem Kirchberg bei der Schönen Aussicht. Es war keine Neuanlage, aber die Reihen waren besser zugänglich und das erleichterte die Arbeit. Mit Thomas Heiland war kurz zuvor ein Lehrer an die Schule gekommen, der den Weinbau und die damit verbundene Arbeit zu würdigen wusste. Mit Sorge sehe er den starken Rückgang der bebauten Rebfläche, sagte er. Die uralte Kultur, die dem über 1000 Jahre alten Ort Weingarten seinen Namen gab, dürfe nicht verloren gehen. Er möchte dazu beitragen, sich dieser Entwicklung entgegenzustemmen und die AG übernehmen. Gerhard Holzmüller blieb weiterhin dabei, Helfried Mieden kam neu ins Boot. „Das machen wir gerne, das halten wir für sehr sinnvoll und wir haben Zeit“, erklärten beide übereinstimmend. Doch dann kam Corona und es gab kaum Möglichkeiten, mit den Schülern zusammen zu arbeiten. Jetzt in 2021, als es Zeit war, die Reben zu schneiden, beschloss Heiland, einen neuen Versuch zu wagen.

 

Schnipp, schnapp – weg damit

 Mit Masken ausgerüstet trat die Klasse 10 b als geschlossene Gruppe an. Der Lehrer teilte die Rebscheren aus und in kleinen Gruppen begann der Anschauungsunterricht. „Erst schauen, welche Triebe glatt und gesund aussehen“, begann Holzmüller. Diese sollen stehen bleiben, aber nicht mehr als zwei. Weiter ging es, die Schüler lernten etwas über „Augen“ und „Zapfen“, dann legten sie selbst Hand an. Sieben Zeilen, insgesamt knapp fünf Ar, waren zu bewältigen. „Wir haben das noch nie gemacht“, erklärten Franka und Antonia einstimmig. Die wenigsten brachten Erfahrung mit und einen Weinberg in der Familie gab es nirgendwo mehr. Aber es klappte dennoch. Langsam aber sicher entwickelten sie ein Händchen für den richtigen Schnitt: Schnipp schnapp, weg damit. „Manche fanden wirklich Spaß daran“, registrierte der Lehrer erfreut. Die Resonanz sei auch am nächsten Tag noch durchweg positiv gewesen. Die nächste Aufgabe sei das Biegen und Andrahten. Schritt für Schritt sollen die Schüler weiterhin an allen Arbeiten beteiligt werden.

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