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Gemeinde Weingarten (Baden)

Erste Gemarkungsbegehung

Artikel vom 23.06.2021

Das Thema „ungenehmigte Bauten im Außenbereich“ geistert schon seit vielen Jahren immer wieder durch den Weingartner Gemeinderat. Jetzt hat die FDP-Fraktion einen offiziellen Antrag gestellt, analog der regelmäßigen Waldbegehung auf einer Gemarkungsbegehung die verschiedenen Probleme zu sammeln und aufzulisten. So geschah es.

 

Thema:  Rekultivierung 
Der erste Standort war eine ehemalige Ackerfläche, die während der Bauzeit der großen Straßenprojekte als Erd- und Aushublager gedient hatte. Eine Rekultivierung sei höchstwahrscheinlich nicht mehr möglich, meinte Klaus Holzmüller (FDP), denn aufgrund der hohen Verdichtung seien die Mikroorganismen in den obersten Bodenschichten zerstört. Daraufhin entgegnete Bürgermeister Eric Bänziger (parteilos), dass sich diese Fläche auch gut als Parkplatz für das Tourismuskonzept der Gemeinde eigne, sowie, in Friedhofsnähe gelegen, auch für größere Beerdigungen dienlich sei. Der Weg führte weiter nach Norden in das Gewann Grohmen.

 

Thema:  Holzstapel 
Holzstapel gelten baurechtlich als Bauteil. Ab einer gewissen Größe sind sie genehmigungspflichtig und dürfen nur auf bestimmten Plätzen errichtet werden. Aber schwerwiegender als ihre Größe finden Klaus Holzmüller und Kay Ostwald die Plastikabdeckungen. Manches Material zersetze sich unter der UV-Einstrahlung und zerfalle, so dass die beschädigten Planen dann in Fetzen vom Wind verweht werden.

 

Thema: Illegale Bebauungen
Rechts und links des Weges bestätigten sich die angesprochenen Missstände: abgestellte Wohnwagen und Hütten, die weit über das zulässige Maß hinausgingen und einer Baugenehmigung bedurft hätten. Neben den Gemeinderäten waren Mitarbeiter des Ordnungsamtes und des Bauamts zugegen, um die Dinge mit Kompetenz zu beurteilen. Ein Beispiel gleich mehrerer Verstöße war ein eingefriedetes Grundstück mit aufgestellten Sportgeräten und einer Aufschüttung aus Recyclingmaterial. Eine Erklärung für das massive Problem schleichender Zersiedelung sahen die Rätinnen und Räte im zunehmenden Freizeitdruck im Einzugsbereich der Großstadt. Zahlreiche Grundstücksverkäufe gingen an Karlsruher Adressen, berichtete Bänziger. Corona habe die Nachfrage noch verstärkt. Ein zweiter Aspekt sei der Personalmangel im Landratsamt, das nicht imstande sei, zur Anzeige gebrachte Vorfälle abzuarbeiten. Je länger Zustände ungeahndet blieben, desto schwieriger werde es, im Nachhinein noch ein Bußgeld durchzusetzen, meinte Wolfgang Wehowsky (SPD).

 

Thema: Altlasten im Gemeindewald
Im Wald im Gewann Tiefental präsentierte Förster Michael Schmitt angeschmorte und nicht restlos verbrannte Gummiteile. Er berichtete, vor mehr als 50 Jahren wurde in diesem Waldstück der Altbestand für eine Neuanpflanzung geräumt. Das nicht verwertbare Kronenholz wurde auf Haufen gesetzt und verbrannt. Diese Gummiteile wurden als Brandbeschleuniger eingesetzt, Reste blieben aber liegen. Matthias Görner schlug vor, die Verwaltung solle die Schule ansprechen, ob es nicht möglich sei, dass anstelle der jährlich veranstalteten Gemarkungsputzete die Kinder hier im Wald diese Teile einsammeln könnten. Hans-Martin Flinspach (WBB) wies an dieser Stelle auf ein massenhaftes Vorkommen von Goldrute hin, ein invasiver und damit problematischer Neophyt. Diese Einwanderungspflanze habe ein starkes Verdrängungspotenzial, wodurch der einheimische Pflanzenbestand zurückgedrängt und der Artenwandel erheblich beschleunigt werde.

 

Thema: Aufgelassene Weinberge
Das nächste Thema waren aufgelassene Weinberge. Wird ein Weinberg aus welchem Grund auch immer aufgegeben und findet sich nicht gleich ein Nachfolger, der die Bewirtschaftung übernimmt und weiter betreibt, so breiten sich auf solchen Flächen schnell wuchernde Sträucher aus. Ein Problem sei die Brombeere, erklärte Kay Ostwald, Fachmann für Landschaftspflege im Rathaus. Diese ziehe die Kirschessigfliege an, die sich dann als Schädling auf die benachbarten Rebflächen ausbreite und die Trauben schädige. Zum Schluss dankte Klaus Holzmüller im Namen der FDP-Fraktion der Verwaltung, dass sie die Anregung aufgegriffen habe und Bänziger erwiderte, er sei in der Bringschuld gewesen.

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