Vergangenen Mittwoch war die Gemeinde Weingarten gemeinsam mit der Partnergemeinde Olesa de Montserrat zu Gast beim ersten virtuellen Town Talk. Organisiert wird die Online-Veranstaltungsreihe von der Generalitat de Catalunya, der Vertretung der Regierung Kataloniens in Deutschland. Insgesamt 4 Städtepartnerschaften sollen auf diese Weise in den kommenden Monaten vorgestellt werden. Weingarten und Olesa haben den Anfang gemacht.

Über 30 Teilnehmer hatten sich vorab angemeldet und waren Punkt 18 Uhr über Zoom zugeschaltet. Marie Kapretz von der Generalitat de Catalunya eröffnete die Veranstaltung auf Katalanisch. Verständnisprobleme gab es aber für niemanden: Der komplette Livestream wurde durch professionelle Dolmetscher simultan übersetzt. Mit etwas Verzögerung konnte also jeder die entsprechende Übersetzung hören und so aktiv am Gespräch teilhaben. Es ging los mit einer Fragerunde an die Bürgermeister. Olesas Bürgermeister Miquel Riera war kurzfristig verhindert. Als Vertretung schaltete sich der stellvertretende Bürgermeister Jordi Martinez dazu. Aus Weingarten war Bürgermeister Eric Bänziger online. Zu Beginn blickte Bänziger zurück auf die Entstehung der Städtepartnerschaft mit Olesa. Die Freundschaft begann bereits 1980. Die offizielle Vertragsunterzeichnung erfolgte 1984. „37 Jahre sind wir mit Olesa de Montserrat bereits eng verbunden. Ich freue mich schon jetzt auf das 40-jährige Jubiläum, das wir hoffentlich gebührend gemeinsam feiern können“, so der Bürgermeister.

Gemeinsame Erlebnisse verbinden
Jordi Martinez beantwortete im Anschluss die Frage von Marie Kapretz, wie die Städtepartnerschaft in Olesa wahrgenommen werde. Früher sei es leichter gewesen, die Begeisterung für die Städtepartnerschaft zu wecken, so Martinez. „Damals sind wir gerade erst eine Demokratie geworden. Die Bedeutung der Freundschaft über Landesgrenzen hinweg war etwas ganz außergewöhnliches und besonderes.“ Aber nichtsdestotrotz habe die Städtepartnerschaft auch heute noch eine große Bedeutung. Wichtig sei die Erlebbarkeit der Verbindung durch persönliche Begegnungen und Erlebnisse. Beide Bürgermeister erinnern sich gerne an die Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft in Olesa zurück, als man gemeinsam Himmelslaternen aufsteigen ließ.

Im weiteren Verlauf tauschte man sich unter anderem über die bestehenden Gemeinsamkeiten aus. So haben beide Gemeinden wertvolle Produkte (Weingarten den Wein, Olesa das Olivenöl), zahlreiche Traditionen und Veranstaltungen, den christlichen Glauben, historische Gebäude (Kirchen, Kloster) und vieles mehr gemeinsam. Aber am meisten verbinde die beiden Orte die Herzlichkeit, das hatten alle bei den zahlreichen Besuchen regelmäßig selbst erlebt.

Solidarität zeigen – auch mit Abstand
Momentan beschäftigt alle ein Thema ganz besonders: Die Corona-Pandemie. Die Teilnehmer aus Olesa bedankten sich an diesem Abend vielmals für die Maskenspende im vergangenen Jahr. Siegbert Kolar, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees aus Weingarten, hatte die Aktion organisiert. Mit der Pandemie haben beide Gemeinden zu kämpfen. In Olesa versucht man aktuell die so wichtigen Kulturveranstaltungen unter Corona-Auflagen zu realisieren. So finden beispielsweise die Osterfestspiele „La Passio“ im kleinen Rahmen statt. Die Festspiele sind auch im Livestream zu sehen.

Einig war man sich auch darin, dass die Städtepartnerschaft vor allem durch das Engagement der Partnerschaftskomitees aufrechterhalten werden kann. Beide Bürgermeister sind ihren Komitees dankbar für ihren Einsatz.

Planungen laufen – trotz Corona
Komiteevorsitzender Siegbert Kolar stellte zum Abschluss noch die nächste Aktion in Weingarten vor. Am 23. April wird in Olesa „Sant Jordi“ gefeiert – der Tag der Liebe und des Buches. Frauen bekommen an diesem Tag eine Rose geschenkt, Männer ein Buch. Diese Tradition möchte das Komitee in Weingarten bekanntmachen und gemeinsam mit der Gemeinde, ortsansässigen Buchläden und Floristen verschiedene Aktionen organisieren. Details werden noch bekanntgegeben.

Auch die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees von Olesa, Luisa Bach, meldete sich zu Wort. Das Komitee habe sich am selben Tag getroffen und arbeite an diversen Online-Veranstaltungen. Es soll zum Beispiel ein Sprach-Tandem geben. Der kulturelle Austausch beinhaltet selbstverständlich auch die Überwindung der Sprachbarrieren. Englisch sei zwar eine gute gemeinsame Basis – trotzdem zeigen beide Seiten Interesse, die Sprache des anderen zu lernen.

Nach rund einer Stunde beendete Marie Kapretz den ersten Town Talk – dieses Mal auf Deutsch. Eine gelungene und herzliche Veranstaltung, die Fernweh gemacht hat und Lust auf die kommenden gemeinsamen Aktionen. „Es ist wichtig, dass wir die nächste Generation für die Städtepartnerschaft begeistern“, so Bürgermeister Eric Bänziger. Das können zum Beispiel Schulklassen sein, oder Vereine. Auch Olesa wolle weiterhin für neue Teilnehmer werben, so Jordi Martinez.