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Gemeinde Weingarten (Baden)

Landverstand - was wir über unser Essen wissen sollten

Artikel vom 09.08.2022

Landverstand - was wir über unser Essen wissen sollten

Der Journalist und Agrardiplomingenieur Timo Küntzle hat ein Buch zum Thema Landwirtschaft und Klima geschrieben mit dem Titel: Landverstand – was wir über unser Essen wissen sollten.

Am vergangenen Dienstag fand die öffentliche Lesung im Backhaus Sallenbusch statt. 35 Zuhörer waren gekommen, am Ende der gut einstündigen Lesung entspann sich ein reger Gedankenaustausch.

Bürgermeister Eric Bänziger war zur öffentlichen Lesung eingeladen, aber zeitlich verhindert und hat es sich nicht nehmen lassen, den Autor und Sohn eines altverdienten Gemeinderates persönlich aufzusuchen.

Timo Küntzle hat an der agrarwissenschaftlichen Hochschule in Stuttgart-Hohenheim den Diplomabschluss erworben und lebt seit 15 Jahren in Wien, wo er als Journalist an Themen vorwiegend aus dem landwirtschaftlichen Bereich arbeitet. Das Problem der Landwirtschaft in Politik und Gesellschaft, da sich in zahlreichen Verordnungen niederschlägt, bringt er auf den Punkt mit „gut gemeint und schlecht gemacht“. Geboren 1974 sei er mit Glyphosat und Kunstdünger aufgewachsen.

Befragt nach seinen Vorschlägen, sagt er, es gebe keine Alternative. Ein echt natürliches Leben wäre, den Boden überhaupt nicht zu bearbeiten, aber dann werde das Unkraut zum Problem. „Genauso wie im Wald“, ergänzte Bänziger im Gespräch. „Überlässt man einen Wald sich selbst, so werden Traubenkirsche und andere invasiven Pflanzen die heimischen Baumsprösslinge bald überwuchern.“ Darum, so Küntzle, sei es sinnvoll, auf dem Acker die Artenvielfalt zurückzudrängen und ihr anderswo mit Blühmischungen Raum zu geben. Mit seinem Buch wolle er diejenigen ansprechen, die sich viele Gedanken um die Zukunft machen.

Stück für Stück werde die landwirtschaftliche Anbaufläche kleiner. Sie falle Baugebieten zum Opfer, Retensionsflächen, Ausgleichsflächen und dergleichen. Darum sei ein hoher Ertrag auf den vorhandenen Flächen die Voraussetzung, woanders Brache zu lassen. Die biologische Landwirtschaft erfordere doppelt so viel Fläche wie die konventionelle. Aber er wolle keines von beiden pauschal verwerfen, beides habe seine Berechtigung. 

Dazu berichtete Bänziger von der Solidarischen Landwirtschaft in Weingarten, die mit viel Herzblut bestes Gemüse mit biologischem Anbau erzeuge, aber eben auch mit sehr viel Handarbeit und Aufwand. Ergänzend dazu berichtete er, die Gemeinde habe einen Balkenmäher angeschafft, der insektenschonend das Gras abmähe und niederlege, anstatt es wie ein Mulcher kleinzuhäckseln.

Zurück zum Thema. „Was sollten wir über unser Essen wissen?“ fragte der Bürgermeister. Kurzgefasst, etwas über Produktionsweisen, über Mikroorganismen, Pestizidbelastung. Es gebe immer Zielkonflikte, nur die Politik verkaufe für alles Patentlösungen. Erst bei vollständigem Fleischverzicht sei eine effektive Landwirtschaft nicht mehr nötig. Der beste Klimaschutz sei keine Landwirtschaft mehr zu betreiben, denn Wald und Moor seien hervorragende CO2-Speicher. Die globale Landwirtschaft habe den größten Einfluss auf das Klima. Es sei nicht sinnvoll, Landwirtschaft nur zu extensivieren, es sei besser, Flächen umzuwidmen. Man müsse jetzt die richtigen Entscheidungen treffen.

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