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Orgelkonzert eines hochkarätigen Musikers
Telemann & elegantes Frankreich: Dr. Wieland Meinhold musizierte in St. Michael
Orgelgenuss vom Feinsten war das Konzert von Wieland Meinhold, dem Universitätsorganisten der Universität Weimar, der in der katholischen Kirche in Weingarten ein Gastspiel gab.
Unter dem Titel „Telemann & elegantes Frankreich“ hatte er ein Programm von französischen Komponisten zusammengestellt, das den Charme, die Eleganz und die Grazie französischer Musik vermitteln sollte. Im Wechsel dazu spielte er Stücke des deutschen Komponisten Georg Philipp Telemann, weil Telemann als Zeitgenosse der Franzosen besonders passend sei. Das einstündige Konzert begann mit Jean Francois Dandrieus Lobgesang der Maria.
Kontrastreiches Programm
Ihm folgte Telemanns Fantasie d-Moll und als erneuter Kontrast die Prélude Couperin. Couperin war Hofkomponist bei Ludwig dem XIV. und in diesem Stück in frohem und hellem F-Dur war es nicht übertrieben, als der Meister ankündigte, die Orgel würde singen. Schwer und ernst dagegen wogen die beiden Blöcke von Telemanns Choralvorspielen, die der Passionszeit gewidmet waren und die Telemann während seiner Zeit in Hamburg als musikalischer Leiter der Stadt für die fünf großen Stadtkirchen komponiert hatte. Farbig und leichtfüßig-tänzerisch erklang die Komposition Rameaus „Gavotte avec Doubles“, die er für den französischen Hof geschaffen hatte. So elegant, grazil und anmutig wie die Werke, die er ausgesucht hatte, war auch Wieland Meinholds Spiel.
Wieland Meinhold – ein Ausnahmemusiker
Temporeich, vital und kraftvoll stellte er die schwergewichtigen Kompositionen dar und mit einer unglaublichen Rasanz und Virtuosität entstanden die leichten, hellen Töne, die sein Spiel so farbig und sonnig wirken ließen. Seine Vielseitigkeit, sein handwerkliches Können und seine Hingabe waren mehr als beeindruckend. Meinhold ist freischaffender Musiker und Organist. Konzertreisen in 41 Staaten in allen Erdteilen sprechen für seine Beliebtheit über alle Grenzen hinaus. Mit Gabriel Dupont zog der schmächtige und energiegeladene Mann die Streichregister, die er als „die andere Seite der Seele dieser Orgel“ bezeichnete und die Stücke Méditation und Variationen in g-moll von Dom Benoit waren perfekt, um diese Seele zum Klingen zu bringen. „Benoit lässt das Licht der Heiligen Nacht leuchten“, erklärte er. Ganz zu Beginn hatte der Musiker einen Überblick über sein Programm gegeben. Aber nicht der Blick aufs Blatt, sondern unverstelltes Lauschen und Genießen, Ruhe und Freude empfinden war die Sache der Zuhörer. Das wundervolle Konzert endete mit dem „Grand Sortie“ von Louis Lefébure-Wély. Es sei in Frankreich üblich, große Messen mit gewaltigen Orgelinterpretationen zu beschließen, erklärte der Künstler. Wuchtig, majestätisch und klanggewaltig ertönte die Königin der Instrumente in einem wundervollen strahlenden Es-Dur. Es war alles in allem ein höchster Musikgenuss, der sicherlich einige Zuhörer mehr verdient gehabt hätte.
Foto: An der Orgel ist Dr. Wieland Meinhold, Universitätsorganist der Universität Weimar, in seinem Element