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Neubürgerführung durch die Gemeinde
Neubürgerführung durch die Gemeinde
Seit vielen Jahren begrüßt die Gemeinde Weingarten ihre neu zugezogenen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit einer sogenannten „Neubürgerführung“. Die Betreffenden werden vom Rathaus eingeladen und diejenigen, die das Angebot wahrnehmen, finden es sehr schön, auf diese Weise ankommen zu können. Mit 72 Teilnehmenden dürfte es in diesem Jahr eine Rekordveranstaltung gewesen sein.
72 Teilnehmende interessierten sich für die Historie
Dementsprechend hat der ausführende Bürger- und Heimatverein (BHV) zwei Gruppen angeboten, die auf unterschiedlichen Routen dieselben Ziele ansteuerten. Die erste Gruppe wurde von Achim Schäfer, dem Leiter der örtlichen Außenstelle der Volkshochschule, begleitet, die zweite Gruppe von der historisch bewanderten Gemeinderätin Sonja Güntner, welche auch zweite Vorsitzende des BHV ist.
Start war im Grundschulhof. Bürgermeister Eric Bänziger ließ es sich nicht nehmen, die Teilnehmenden persönlich zu begrüßen und ihnen einen lehrreichen und unterhaltsamen Spaziergang in Weingartens Vergangenheit zu wünschen. Schäfer hatte ein Tablet dabei mit Bildern aus früherer Zeit, so dass es ihm möglich war, vor Ort einzelne Häuser im weit zurückliegenden Originalzustand zu zeigen und die Führung anschaulich zu gestalten.
Kurzer Abriss der Ortsgeschichte an Beispielen belegt
Die Entstehungszeit des Ortes ist nur noch durch ein Gräberfeld belegbar, das auf eine Besiedlung bis ins Jahr 450 vor Chr. zurückweist. Von 750 bis 1360 bauten die Weißenburger Mönche auf dem Petersberg Wein an. Der tiefe Keller unter der heutigen Grundschule ist der ehemalige Klosterkeller. Leider könne er, so Schäfer, heute nicht genutzt werden, da die Mauern feucht seien und kein zweiter Fluchtweg vorhanden sei.
Ab 1349 gehörte Weingarten zur Kurpfalz bis es 1803 zu Baden kam. Im Pfälzer Erbfolgekrieg 1689 wurde es durch den französischen General Melac total niedergebrannt, nur 28 Familien überlebten. Aber um 1700 kamen Schweizer Einwanderer und besiedelten den Ort, der um 1800 bereits wieder 2000 Einwohner hatte und ein richtiger Marktflecken geworden war.
Fachwerkhäuser zeugen vom Reichtum des Marktfleckens
Die Fachwerkhäuser rund um den Marktplatz legen davon Zeugnis ab. Sie waren Herbergen, auch für Durchreisende, die in der Postkutschenstation im Gasthaus Krone die Pferde wechselten. Rund 60 Gewölbekeller, in denen Wein, Bier und andere Vorräte gelagert wurden, sind heute noch erhalten und einige waren Teil dieses Besichtigungsrundgangs.
Die beiden Kirchen wurden in kurzem Zeitraum zwischen 1895 und 1902 erbaut, nachdem seit 1785 eine gemeinsame Kirche für beide Konfessionen, die „Simultankirche“ bestanden hatte. Heute herrsche ein guter ökumenischer Zusammenhalt, betonte Schäfer, was er an mehreren Beispielen belegen konnte. Eines der schönsten ist der gemeinsame Beginn der Osternacht am Osterfeuer. Die jüdische Synagoge am Eingang der Keltergasse wurde in der Reichspogromnacht demoliert und die letzten jüdischen Mitbürger wurden 1940 nach Gurs deportiert. Seither gibt es in Weingarten keine jüdische Gemeinde mehr.
Der offen gebliebene Bach ist ein Verdienst des späteren Bürger- und Heimatvereins
Das Dorfleben spielte sich am Sonntag in den Gasthäusern ab. Die Männer gingen vormittags zum Frühschoppen und nachmittags zum Schafkopfkartenspiel, die Frauen blieben zu Hause. Der offene Bach durchs Dorf führte gelegentlich Hochwasser, was noch an einer Markierung in der Bachstraße zu erkennen ist.
Die letzte Etappe des Rundgangs führte über die Treppenstufen des Görners Wegle zur Weinmanufaktur. Hier erwarteten der Chef, Frank Gauss, Bürgermeister Bänziger und die beiden Weinhoheiten Alexa I. und Alexa Hess die Ankömmlinge mit einem Glas Secco. Es folgte die Weingartner Spezialität Auxerrois und der Bürgermeister berichtete noch einiges über das Jetzt und Heute im Ort. Weingarten hat heute 10.700Einwohner und eine Vielzahl von Vereinen stehen für die Freizeitgestaltung zur Verfügung: TSV Sportverein, SV Germania Ringen, Frohsinn und Liederkranz als Gesangvereine und viele mehr. Die Weinlese sei vorbei, der Ertrag sei in diesem Jahr gut ausgefallen. Die Gastronomie sei für einen Ort dieser Größe „unschlagbar“: Italienische, griechische, asiatische und deutsche Lokale werben um Gäste. Warm empfahl er die Abende der „Weinzeit“ auf der Terrasse des Weinmanufaktur und die „Marktzeit“ jeden Freitagvormittag auf dem Kirchplatz.
Der SEC: „Sonder Einsatz Chor“ des Gesangvereins Liederkranz gab mit drei Liedern eine Kostprobe von ihrem Können und gab dem Ganzen mit A cappella Gesang auf höchstem Niveau einen harmonischen Rahmen.


