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„Magische Momente“ mit dem Akkordeon-Spielring
Begeisterndes Konzert vor vollem Haus
Akkordeon vom Feinsten: Ein brillantes Beispiel seines großen Könnens gab der Akkordeon-Spielring am Sonntag im evangelischen Gemeindehaus mit einem ungewöhnlichen Konzert, das als „Magic Moments“ betitelt war. Auch Bürgermeister Eric Bänziger ließ es sich nicht nehmen, das Konzert zu besuchen.
„Twilight-Blues“
Mit dem Stück „Der böse Zauberer“ von Adolf Götz katapultierte das Orchester die Zuhörer von der ersten Sekunde an in eine Atmosphäre voll Mystik, Grusel und schaurigen Effekten. Giftgrünes Bühnenlicht und unheimliche Geräusche kündigten den Auftritt des Zauberers an, der als schriller, greller Klang Gestalt annahm. Das Geisterschloss Castle Hill von Stefan Hippe war dagegen eher freundlich-schaurig. Mühsame Schritte deuteten den Aufstieg zum Schloss an. Endlich oben angekommen, waren Mäuse auf dem Speicher zu hören. Es war eine totale Überraschung, welche Klänge und Geräusche ein Akkordeon hervorzubringen vermag. Trippeln, Huschen, Knabbern – die Zuhörer konnten die Mäuschen fast sehen, so echt klang das! Wirklich gruselig dagegen war die Musik beim Einzug der Urahnen, die mit schweren Schritten eher von der verbittert-bösartigen Sorte daherkamen, und alle Zuhörer waren froh, als sowohl mit der raffinierten Beleuchtung als auch mit dem musikalischen Sonnenaufgang die Stimmung wieder heller wurde.
Düstere Szenen in der Stadt zauberte der "Twilight Blues" von Matthias Görner. Die großartige Intonation des Orchesters unter Leitung von Uwe Höhn verstand es meisterhaft, diese Stimmung zu vermitteln. Gänsehaut pur.
Das Jugendorchester
Das Jugendorchester nahm Platz und begeisterte gleich mit dem ersten Titel „Open up!“ von Jürgen Schmieder. Seit dem ersten Auftritt dieser Formation vor einem Jahr seien alle dabei geblieben, freute sich Dirigent Uwe Höhn, der seit 1995, also im 30. Jahr, diesen Posten innehat. Zur Hexennacht, Kristallkugel und Hexentanz lud die Hexe Franzi. Brausende Klänge beschworen unheimliche Gestalten, die nichts Gutes im Schilde führten. Der Wind heulte, das Hexengebräu blubberte und ein dumpfer, mitreißender Klang vom Schlagzeug malten die Szene so lange aus, bis die Hexe es übertrieben hatte und das Hexengeschirr scheppernd zu Boden fiel. Mit einem Schlag war alles vorbei.
„Magic Moments“
Es folgten die „Magic Moments“, einer der Höhepunkte des Abends. Uwe Höhn hatte eine Handpan aufgetrieben. Ratlos, wie er das metallene Instrument, das an eine riesige geschlossene Nussschale mit Deckel erinnerte, mit den Akkordeonklängen zusammenbringen sollte, wandte er sich an einen befreundeten Akkordeonspieler aus Untergrombach, Moritz Reiser. Der Weingartener Akkordeon-Spielring pflegt seit längerem eine freundschaftliche Beziehung zum HCU (Harmonikaclub Untergrombach) und von daher war Reiser gerne bereit, auszuhelfen und ein Stück für Handpan mit Akkordeon zu schreiben. Die „Weltpremiere“ wurde ein Bombenerfolg und Uwe Höhn war gefordert. Akrobatische Trommelbewegungen mit bloßen Händen entlockten der Handpan dumpfe, ruhige, mystische Klänge, die hervorragend zum Programm passten. Nach der ruhigen „Meditation“ folgte die Powerphase „Phoenix“. Jetzt trat das Akkordeon mehr in den Vordergrund und die Handpan passte sich dem rasanten Tempo an. Höhn und das gesamte Orchester verloren keine einzige Sekunde den Faden. Einfach großartig. Das Publikum honorierte das Meisterstück mit entsprechendem Beifall. Die Zugabe "Atomium" passte perfekt mit ihrem treibenden Rhythmus und dem kraftvollen Schluss.
Zweiter Teil
Es folgte die Pause. Danach kehrte das Orchester in den „Normalbereich“ zurück, die Magic Moments waren vorbei.
Fast. Nicht ganz. Der Akkordeonlehrer des Vereins, Michael Rettig, hatte aus dem Musical „König der Löwen“ drei Stücke für Akkordeon arrangiert und die beiden Nachwuchsmusikerinnen Leonie Höhn und Elina Nikolaus machten den emotionalen und gekonnten Vortrag dieser Stücke als Duo zu ihrem ganz persönlichen Magic Moment. Leonie hatte bereits bei der Handpan für ihren Papa Uwe vertretungsweise den Dirigentenstab übernommen und ihre Sache sehr gut gemacht.
Mit einem „Erste-Sahne-Mix“, einem Medley von Udo Jürgens Titeln würdigte das Orchester den großen Chansonnier. „Aber bitte mit Sahne“, „Ein ehrenwertes Haus“, mit „66 Jahren“ und „17 Jahr blondes Haar“ waren Titel, die Jürgens millionenfach verkauft hatte und die das Akkordeonorchester meisterhaft gekonnt, emotional berührend und handwerklich perfekt darbrachte. Das sollte mindestens genauso für die weltberühmten Titel eines ABBA-Medleys gelten sowie die Singles der 70er Jahre „Eloise“ von Paul Ryan und „Music“ von John Miles.
Ehrungen durch den Verband
Dazwischen der richtige Zeitpunkt für den Bezirksvorsitzenden des Deutschen Harmonika Verbands Bezirk Karlsruhe, zwei hohe Ehrungen vorzunehmen. Silke Schlotter zeichnete er für 40 Jahre Zugehörigkeit mit der Silbernen Ehrennadel aus. Margitta Höhn, eine Gallionsfigur des Akkordeonspiels, brachte es auf 60 Jahre und wurde mit der Ehrennadel in Gold ausgzeichnet.
Mit begeistertem Beifall und einer Zugabe endete ein hervorragendes Konzert des Akkordeon-Spielrings, einfach so, ohne Anlass, ohne Jubiläum, um sich und dem Publikum Freude zu bereiten, just for fun.