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60 Jahre Landfrauenverein Weingarten
Jubiläumsfeier im Dezember 2024
Mit Beethovens Klavierkomposition „Ode an die Freude“ eröffnete Beate Siegrist am 20. Dezember 2024 die Feier zum 60. Jahrestag der Gründung des Landfrauenvereins Weingarten. Besser hätte der Einstieg nicht sein können, gab es doch Grund zur Freude mehr als genug.
Die nachfolgenden Beiträge des abendfüllenden Programms unter der Moderation von Gemeinderat Matthias Görner sprachen von Lob und Dank an die Mitglieder, die den Verein in diesen 60 Jahren getragen und gepflegt und zu einem bereichernden Element in der Weingartner Vereinslandschaft ausgebaut hatten – zum Wohl der Mitglieder sowie der gesamten Einwohnerschaft.
Wie das gelungen war, zeigten die Beiträge der drei Vorstandsmitglieder Antonia Hardock, Margareta Schaufelberger und Anita Kieninger.
Mit dem historischen Rückblick begann Antonia Hardock:
Am 18. Dezember 1964 schlossen sich die Bauersfrauen aus dem Ortsteil Sallenbusch zusammen und gründeten im damaligen Gasthaus „Zur Rose“ mit 31 Mitgliedern den Landfrauenverein. Gewählt wurden Martha Schaufelberger (Vorsitzende), Maria Küntzle (2. Vorsitzende), Elise Erkmann (Schriftführerin) und Ilse Stegeli und Inge Hartmann (Beisitzerinnen). Das übergeordnete Ziel der Landfrauenvereine war, die politische, soziale und wirtschaftliche Interessenvertretung der Frau im ländlichen Raum zu stärken. Auch in Weingarten. Darüberhinaus wollte man den Frauen in Weingarten etwas bieten und hat dazu viele schöne Veranstaltungen, Reisen und Feste organisiert. Der damalige Leitspruch war: Miteinander gehen, Zueinander stehen, einander menschlich nahe sein. Ernährung, Gesundheitsfürsorge und Achtsamkeit vor Umweltschäden waren die damaligen Stützpfeiler der Vereinsinteressen. Mit Inge Hartmann kam Freude an Sport und Bewegung dazu, unter ihrer Leitung wurde die Gymnastikgruppe gegründet.
Inge Hartmann löste 1972 Martha Schaufelberger als Vereinsvorsitzende ab und blieb es bis 2013, ihr folgte Margareta Schaufelberger, die den Vorsitz bis 2020 innehatte.
Anita Kieninger berichtete sodann von den Schwierigkeiten, für Margareta Schaufelberger eine Nachfolgerin zu finden. Bis die damalige Kreisvorsitzende der Landfrauen, Ingrid Beele-Luppold die Lösung aufzeigte, es müsse nicht eine alleine sein und ein Quartett zusammengestellt habe, das bis heute geblieben sei: Margareta Schaufelberger bekam Verstärkung durch Anita Kieninger, Sonja Langendörfer und Renate Messerschmidt. Zusammen mit fünf Beisitzerinnen bilden sie bis heute ein funktionierendes Vorstandsteam. Herausragende Aktion war in den letzten Jahren die Gestaltung des Osterbrunnens in Verbindung mit einem „Ostercafé“.
Die politisch-gesellschaftliche Seite der Landfrauenvereine beleuchtete Beate Unger vom Vorsitzendenteam des Kreislandfrauenverbands Karlsruhe. „Vereine feiern selten 60-jähriges Bestehen“, begann sie. Es werde immer schwieriger, über lange Zeit eine gute Bindung der Mitglieder aufrecht zu erhalten, sie für neue Ziele zu begeistern und Weitere für das Ehrenamt zu motivieren. Vielmehr stünde die Frage im Vordergrund: Was bringt mir die Mitgliedschaft im Verein? Das Interesse gelte vorwiegend dem Nutzen für sich selbst. „Landfrau – was habe ich davon?“ Es werde zu wenig gesehen, dass politische und gesundheitliche Reformthemen allen dienen. Nur eine große Mitgliederschar bringe dafür viele Wählerstimmen. Zu wenig werde auch gesehen, dass Kuchenverkäufe notwendig seien, um Referente und Kooperationspartner zu bezahlen oder die Miete für einen Saal zu erwirtschaften. Kochen und Backen bringe den Landfrauen ein Imageproblem, aber es seien unbezahlbare Tätigkeiten. Sie wünsche den Weingartener Landfrauen allzeit eine gute Gemeinschaft und neue Inspirationen. Vorbildlich sei das Verhalten des Bürgermeisters, der als Fördermitglied mit gutem Beispiel vorangehe.
Das Image des Kuchen-und-Torten-Backens als Hauptbestandteil ihrer Tätigkeit stimmt im Allgemeinen und für die Weingartener Landfrauen im Besonderen schon längst nicht mehr, dennoch gehört es zu ihrer Kernkompetenz und ihre Kuchenbuffets sind bei jeder Gelegenheit legendär.
Auch Bürgermeister Eric Bänziger weiß diese Kompetenz zu schätzen, wie er in der Vergangenheit mehrfach kundtat. Sein Grußwort beinhaltete einen historischen Rückblick auf Parallelereignisse im Jahr 1964. Beginn der geburtenstarken Jahrgänge, erste Spitzentemperaturen von 35°C, Olympia in Innsbruck und Start des Minirocks. Das war das Signal zum Aufbruch in die Emanzipation, die auch die Landfrauen mitgingen. Ihre Gründung versprach den Frauen Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Anhebung der gesellschaftlichen Anerkennung der Hausarbeit, Mitarbeit im öffentlichen Leben und ganz allgemein eine Verbesserung der Lebenssituation im Dorf. Ein Meilenstein der Emanzipation war 1976, als die Frauen selbst entscheiden durften, ob sie arbeiten gehen wollten und ihre Männer nicht mehr fragen mussten.
Lobend sprach der Bürgermeister über das Organisationstalent „seiner“ Landfrauen: ihr Engagement bei den Seniorennachmittagen, das neu geschaffene Bänkle am Turm und das Interesse des Vereins an Wander- und Bildungsfahrten. Er versicherte, sie könnten sich der Unterstützung ihres Bürgermeisters stets sicher sein.
Ein ansprechend zusammengestelltes Programm mit Musikbeiträgen von Beate und Lea Siegrist (Klavier und Gesang), von Frau Soja an der Violine, zwei Sketchen der Weingartener Theaterkiste und einem Mundartbeitrag von H.M. Görner rundeten den Abend sehr unterhaltsam ab.
Das Vorspeisenbuffet, reich an Auswahl und köstlich zubereitet, machte dem Anspruch der Landfrauen auf gehobene Küche alle Ehre.