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Der Volkstrauertag
am 17. November 2024
Mit einer würde- und stilvollen Feier beging die Gemeinde Weingarten in der Friedhofskapelle den Volkstrauertag.
Was bedeutet der Volkstrauertag?
Der Volkstrauertag geht auf eine Intiative des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge im Jahr 1924 zurück. Ziel war ursprünglich die Wahrung und Pflege des Gedenkens an die Millionen von Kriegstoten des Ersten Weltkrieges. Der Volksbund führt diese Tradition bis heute fort. Heute wird am Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewalt beider Weltkriege gedacht.
Die Weltkriege sind lange her. Seither herrschte in Europa Frieden und Wohlstand. Dennoch machten die beiden Redner – Bürgermeister Eric Bänziger in seiner Begrüßung und der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Jochen Stähle – die Frage, ob der Volkstrauertag noch zeitgemäß sei, zum Inhalt ihrer Ansprachen.
Ansprache Bürgermeister Bänziger
„Die Gedenkstunde des Volkstrauertags ist immer noch und wieder zeitgemäß“. Bürgermeister Eric Bänziger zog dieses Fazit bei seiner Begrüßung zur feierlichen Gedenkstunde auf dem Weingartener Friedhof und begründete seine Meinung mit Fakten: Es ist Krieg. Krieg in Europa und Krieg im Nahen Osten. Donald Trump sei ein weiterer nicht berechenbarer Faktor auf der Weltbühne. Das Streben nach einer multipolaren Weltordnung des asiatischen Raums werde die stabile Sicherheitsstruktur in Europa ins Wanken bringen.
Gedenkansprache Pfarrer Jochen Stähle
Fehler sind dazu da, daraus zu lernen.Warum niemand aus der Vergangenheit gelernt habe, fragte sich Pfarrer Jochen Stähle. Haben wir als Menschheit nicht gelernt, dass Kriege nur entsetzliches Leid über Männer, Frauen und Kinder bringen? Und dass man dort, wo Menschen die Würde abgesprochen wird, den Worten irgendwann Taten folgen? Wozu also noch gedenken? Die Zahl der Kriege und Konflikte sei trotz des alljährlichen Gedenkens nicht zurückgegangen, stellte der Redner fest, sondern habe sich erhöht. Trotzdem mache es Sinn. Denn aus dem Erinnern erwachse die Verpflichtung, selbst für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. Aus drei markanten Ereignissen – dem D-Day, als die alliierten Truppen in der Normandie landeten, dem Attentat auf Hitler durch die Widerstandsgruppe um Graf von Staufenberg und der Warschauer Aufstand, der von der deutschen Besatzung brutal niedergeschlagen wurde – leitete er die Verpflichtung ab, die Ereignisse in die Gegenwart zu holen, um zu sehen, wohin es führt, wenn der Weg der Gewalt eingeschlagen wird. Hass und Diffamierungen seien der unheilvolle Anfang. Zum Lernen aus der Vergangenheit gehöre auch der kritische Block auf den Umgang in der Gesellschaft und auf uns selbst. Mögen wir für unsere Gegenwart die richtigen Lehren ziehen und wieder mehr auf Aufrichtigkeit, auf Respekt und einen ehrlichen Umgang miteinander achten.
Akkordeonspielring und Men in Mood
Die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier gestalteten der Akkordeonspielring unter Leitung von Uwe Höhn und das Männergesangsensemble „Men in Mood“ vom Gesangverein Liederkranz unter ihrem Dirigenten Marcelo Angulo. Beide trugen höchst angemessene und passende Musikstücke vor und gaben der Veranstaltung ein Stück weit mehr Stil.
Kranzniederlegungen
Mitglieder der Feuerwehr und Soldaten des ABC-Abwehr Bataillons 750 Baden hielten die Ehrenwache in der Kapelle und trugen die Kränze am Schluss der Veranstaltung zu ihren Bestimmungsorten. Der erste Halt war am Gedenkmal für alle Opfer von Krieg und Gewalt. Hier entzündete Sabine Grosche, Vorsitzende der Ortsgruppe des VdK, die Kerzen. Der erste Kranz fand Platz bei den Soldatengräbern aus dem Zweiten Weltkrieg. Hier erklang ein berührendes Trompetensolo mit „Ich hatt einen Kameraden“. Der zweite Kranz wurde zum Wartturm getragen und dort bei der Gedenktafel an die jüdischen Mitbürger, die nach Gurs transportiert wurden, aufgehängt. Der dritte Kranz schließlich wurde an der Mauer des Wartturms talseits beim Engelsrelief befestigt. Er gilt dem Gedenken aller Toten der beiden Weltkriege.
Bürgermeister Eric Bänziger dankte allen Mitwirkenden für die stilvolle Gestaltung der Feier. Den Zuhörern wünschte er einen schönen Sonntag.