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76. Frauenfrühstück von Vitamin F
Die Geschichte des Schuhs
Beim jüngsten Frauenfrühstück von „Vitamin F“ gab es mal was ganz Neues. Es ging um Schuhe.
Damit hatte das Team um Susanne Bürkert ein weiteres Mal den Nagel auf den Kopf getroffen und den Frauen ein ebenso ansprechendes wie kulturhistorisch interessantes Thema geboten. Eingeleitet wurde der genussreiche Vormittag wie immer mit Musik. Die Gruppe „ThreeMen Groove“ aus dem Kraichgau bemühten sich, die Frauen gut zu unterhalten. Ein Frauentreffen, das aus einem Emanzipationsgedanken heraus entstanden ist, mit „Lucky Lips“ zu begrüßen, war bemerkenswert.
Kompetente Referentin Simone Maria Dietz
Schuhe sind mitunter modisch, waren aber von Beginn der Menschheit an von Funktionalität bestimmt. Die Karlsruher Kunsthistorikerin Simone Maria Dietz zog in ihrem begeisternden Referat vor den rund 90 Zuhörerinnen eine logische und nachvollziehbare Spur der Entwicklung der Schuhe bis ins 21. Jahrhundert. Die Füße vor dem kalten, nackten Untergrund zu schützen, war bereits das Bestreben der Höhlenbewohner, die Felle und Blätter um die Füße wickelten. Als „der älteste Schuh“ gilt somit die Sandale, die eine Sohle mit Riemen befestigte. Als die kriegerischen Römer vor 2000 Jahren Schuhe für lange Marschzüge benötigten, entwickelten sie aus diesem einfachen Modell durch Hochbinden der Riemen eine Art Stiefelform und es entstand eine Passform für den rechten und den linken Fuß. Danach gab es lange Zeit keine lineare Entwicklung mehr bis ins Mittelalter. Es entstand der Wendeschuh.
Notwendig, aber bequem
Die Referentin, die ihre Worte mit zahlreichen Bildern veranschaulichte, zeigte dazu ein Bild der Bauernhochzeit des flämischen Malers Pieter Bruegel dem Älteren. An den Schuhen waren keine Nähte zu erkennen, denn sie waren nach innen gestülpt, wohl aber hatten sie bereits Schnürsenkel. Schuhe wurden aus Resten von Häuten und Leder gemacht, es entstand der Begriff der „Flickschusterei“. Erst im 18. Jahrhundert wurden auch neue Lederstücke verwendet und zugeschnitten. Jetzt wurde der Schuhmacher zu einem angesehenen Beruf, der den Reichen Schuhe nach Maß verpasste. Jeder Wohlhabende besaß einen eigenen Leisten und bei den Frauen keimten die ersten Modewünsche auf.
Ein Luxusartikel im Mittelalter
Die Armen hatten gar keine Schuhe, denn im 14. Jahrhundert etwa musste man für ein Paar Schuhe zwei Monatslöhne eines Gesellen oder den Gegenwert von 100 Broten bezahlen. Die Gesellschaft war geteilt in Adlige und Bauern. Während sich die Adligen Schuhe leisten konnten, behalfen sich die Bauern mit sogenannten Trippen. Unter Trippen versteht man Unterschuhe aus Holz, die die Füße vor Schmutz und Unrat auf den Straßen schützen sollten. Der Schuh auf der Fahne wurde das Symbol der Bundschuh-Bewegung im 16.Jahrhundert , die sich gegen die Adligen auflehnte. Das Schuhmodell der Bauern musse sich abgrenzen zur spitzen Schuhmode der Adligen und der „Kuhmaulschuh“ mit gerade abgeschnittener Kappe war geboren. Katharina von Medici brachte die ersten Damenschuhe mit Absatz ins Spiel und was Italien konnte, wollte Frankreich erst recht haben. König Ludwig XIV. war es, der sich in spitzen Schuhen mit roten Absätzen abbilden ließ.
Schuhe im Wandel der Zeit
Die reiche Detailkenntnis der Referentin, aber auch ihre humorvolle Vortragsweise über die Geschiche einer Leidenschaft, machten den Vormittag zu einer kurzweiligen und amüsanten Lehrstunde. Ein Schuh durfte natürlich nicht fehlen: Der Highheel, der jeder Frau Haltung verleiht. Im 20. Jahrhundert wurde der Schuh tanzfähig. Die Röcke wurden kürzer, der Fuß sichtbar und die Schuhe erschwinglich, weil industriell gefertigt. Der Einfluss der Mode war jetzt unverkennbar. Aber auch heute noch werden Schuhe letztendlich nach ihrem Tragekomfort ausgesucht. Das beste Beispiel dafür ist der Siegeszug der Sneaker.
Das wie immer köstlich zubereitete Frühstück mit vielen Brotaufstrichen, Obstsalat und einer reichen Brotauswahl schmeckte nicht nur toll, sondern war auch ein schöner Rahmen für die Stunde des persönlichen Gesprächs, das niemals fehlen darf. Somit war auch das 76. Weingartener Frauenfrühstück eine Veranstaltung mit Leidenschaft.