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Klimamythen • Teil 4
Fortsetzung Informationsreihe
CO2 – besser als sein Ruf?
Klimawandel und Klimaschutz haben tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und sind daher kontrovers diskutierte Themen. Immer wieder tauchen dabei Argumente auf, die einen wahren Kern haben, aber durch Auslassung des Kontextes die Tatsachen verzerren. Diese Informationsreihe möchte durch Ergänzung ausgelassener Fakten einige populäre Mythen aufklären.
Kohlenstoffdioxid, eine Verbindung mit der chemischen Formel CO2, symbolisiert den Treibhauseffekt und den Klimawandel wie kein anderes Gas. Daher sind über CO2 fast so viele irreführende und verzerrte Vorstellungen und Behauptungen im Raum wie über den Klimawandel selbst. Einige davon sollen an dieser Stelle aufgeklärt werden.
1. CO2 ist kein giftiger Stoff, sondern sogar wichtig für das Pflanzenwachstum.
In der Tat benötigen alle Pflanzen CO2, um zu wachsen, und auch für Menschen und Tiere ist der Stoff nicht giftig – wir atmen ihn ständig ein und aus. Ein positiver Effekt aufs Pflanzenwachstum durch eine erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre lässt sich jedoch nur bedingt nachweisen. Während bei manchen Feldfrüchten durchaus ein positiver Düngeeffekt durch die Gabe von zusätzlichem CO2 zu beobachten ist, reagieren andere gar nicht. Wieder andere wachsen zwar schneller, bilden aber weniger Nährstoffe aus. Im Regenwald ist zu beobachten, dass beispielsweise Lianen im Gegensatz zu Bäumen durch eine höhere CO2-Konzentration schneller wachsen – hierbei kommt es allerdings oft zu einer Verdrängung der Bäume, die das Kohlenstoffdioxid anders als Lianen langfristig speichern können.
2. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist extrem gering – davon kann das Klima doch nicht beeinflusst werden?
Kohlenstoffdioxid ist nicht aufgrund chemischer Giftigkeit, sondern aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften problematisch. Gemeinsam mit anderen Gasen bildet es unsere Atmosphäre, ohne die die Erde ein lebensfeindlicher Eisplanet wäre. Die Atmosphäre lässt die kurzwellige Sonneneinstrahlung durch, blockiert aber einen Teil der langwelligen Rückstrahlung der Erde, sodass Wärme auf der Erde verbleibt. In vorindustrieller Zeit war das Gleichgewicht der Treibhausgase in der Luft perfekt ausbalanciert, um Leben auf unserem Planeten zu ermöglichen. Mit der Zunahme von Treibhausgasen, vor allem CO2, kippt das atmosphärische Gleichgewicht, da nun zu wenig der langwelligen Rückstrahlung wieder ins All entweichen kann. Zwar ist die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre mit etwa 0,042% noch immer sehr gering, jedoch hat sie seit der Industrialisierung um etwa die Hälfte zugenommen. Der Anteil von CO2 an der Atmosphäre wirkt verschwindend gering, die starke Zunahme bringt jedoch das empfindliche System trotzdem aus dem Gleichgewicht.
3. Reines CO2 ist schwerer als Luft – wie soll es aufsteigen und einen Klimaeffekt verursachen?
Die Dichte von CO2 ist etwa 1,5 mal so hoch wie die von Luft. In einem Raum ohne jegliche Luftbewegung und ohne Temperaturveränderung würde es also im Laufe der Zeit auf den Boden sinken. Dies ist jedoch in der Atmosphäre nicht der Fall: Aufgrund von vielfältigen Winden und Luftverwirbelungen findet keine Absetzung der einzelnen Luftbestandteile statt, vielmehr werden diese immer wieder durchmischt. Hinzu kommt, dass Luft, die sich über dem Erdboden erwärmt, nach oben steigt. Ein Aufsteigen an den obersten Rand der Atmosphäre ist nicht notwendig, um eine Klimawirkung zu entfalten – entgegen landläufigen Vorstellungen bilden Treibhausgase keine „Glocke“ über uns, sondern wirken in jeder Ebene der Atmosphäre.
4. Die Natur setzt um ein Vielfaches mehr CO2 frei als der Mensch – warum spricht man trotzdem vom menschgemachten Klimawandel?
Pro Jahr setzen Ozean und Vegetation, also natürliche Prozesse, insgesamt etwa 150 Gigatonnen CO2 frei. Der jährliche menschliche Ausstoß mit ca. 8 Gigatonnen wirkt im Vergleich zunächst unbedeutend. Diese Betrachtung lässt allerdings außer Acht, dass sowohl Ozeane als auch Pflanzenwachstum und Moore den natürlichen Kohlenstoffdioxidausstoß auch wieder binden, was vor der Industrialisierung zu einem weitgehend konstanten CO2-Anteil in der Atmosphäre führte. Die Freisetzung durch den Menschen hingegen stellt ein Plus dar, das nicht ohne weiteres von der Natur aufgefangen werden kann. Mit wirtschaftlichen Begriffen erklärt: der Umsatz der Natur ist um ein Vielfaches höher als der des Menschen, ein Gewinn stellt sich jedoch nur durch menschliche Aktivitäten ein.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:
- https://www.deutschlandfunk.de/ueberraschender-klimaeffekt-pflanzen-reagieren-auf-mehr-co-100.html
- https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/atmosphaerische-treibhausgas-konzentrationen#kohlendioxid-
- https://correctiv.org/faktencheck/2022/09/15/co2-kann-zwar-das-pflanzenwachstum-foerdern-ist-aber-auch-haupttreiber-des-klimawandels/
- https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2021_Factsheet_Klimawandel_web_01.pdf
- https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/foerdert-mehr-co2-das-pflanzenwachstum-102.html
- https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/schon-wenige-prozente-co2-fuehren-zu-erderwaermung-102.html
- https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/co2-ist-schwerer-als-luft-wie-kann-es-dann-aufsteigen-und-als-treibhausgas-wirken-102.html