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Fête de la Musique hat Hunderte begeistert
Musik und Picknick an der Bachbühne
Am Freitag, den 21. Juni 2024, war der längste Tag des Jahres. Der Verein Flurkultur hatte eingeladen, diesen Tag mit einem Fest der Musik zu feiern. Angelehnt war die alte französische Tradition zur Sommersonnenwende.
Nachhaltiges Leben bedeutet nicht nur Einschränkungen
„Wir wollten, dass ganz Weingarten zusammenkommt, mit attraktiven Angeboten, die Reiz ausstrahlen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Timo Meisel. „Die lockere Art des französischen Fetes, den öffentlichen Raum zu aktivieren und Kommunikation in Bewegung zu bringen, hat uns gut gefallen“. Das gemeinsame Erleben von Musik und das gemeinsame Feiern mit selbst hergestellten Speisen soll zeigen, dass das nachhaltige Leben nicht verkniffen einschränken soll, sondern durchaus Aussichten auf attraktive und zeitgemäße Lebensstile ermöglicht“. Zur lokalen Resilienz gehört neben den Werkzeugen zur Meisterung von Krisen eben auch ein lebendiges Gemeinwesen, das die Früchte seiner Arbeit gemeinsam genießt und würdigt.
Im Regen ausgelassen tanzen
Die Rechnung ging voll auf. Hunderte waren der Einladung gefolgt, darunter viele junge Familien. Der immer wieder einsetzende Regen tat der gelösten bis ausgelassenen Stimmung keinerlei Abbruch. Jeder brachte seine Verpflegung selbst mit einschließlich Klappstuhl und Picknickdecke. Acht Musikgruppen mit einem rund fünfstündigen Programm sorgten für beste musikalische Unterhaltung. Zu hören gab es eine Mischung aus Stilrichtungen von Folk-Pop bis Punkrock, Klezmer und internationale Folklore, mal sanfte Klänge, mal schwungvolle Rhythmen, versierter A-Cappella-Gesang sowie vielfältige Instrumentierungen.
Was ist das Konzept von flurkultur?
Die Keimzelle des Vereins war im Jahr 2014 die Initiative für Solidarische Landwirtschaft unter dem Namen „Gutes Gemüse“. Eine Handvoll Familien hat sie gegründet mit dem Ziel, nachhaltigen Ackerbau in Weingarten zu betreiben, auf mehreren Feldern, auf denen saisonal unter hohen Ansprüchen an Qualität Gemüse angebaut wird. Heute sind 80 Familien Mitglieder und finanzieren mit ihren Anteilscheinen das unternehmerische Risiko. Aus diesem Anspruch an Nachhaltigkeit haben sich nach und nach weitere Betätigungsfelder entwickelt. Etablierte Formate sind mittlerweile der Jungpflanzenmarkt, der in jedem Frühjahr stattfindet und vor allem Menschen mit eigenem Garten zum Tauschen von Setzlingen anspricht, und „Wastebusters“. Hier finden sich Jugendliche und Erwachsene ein, die durch gemeinsames Müllsammeln die Natur vor Schaden bewahren wollen. Der erzieherische Gedanke ist gleichwertig wichtig, darum legt Flurkultur großen Wert darauf, die Jugend in ihre Aktivitäten einzubeziehen. Darüber hinaus wurde „Leihla“, der Leih-Laden installiert, der auf der Basis „Leihen statt kaufen“ basiert. Hier werden selten benötigte Güter aus Haus und Garten, Werkzeug und Ähnliches ent- und verliehen. Wer so etwas besitzt, stellt es zur Verfügung und kann natürlich selbst etwas leihen. Das Ganze funktioniert bargeldlos über eine Anmeldung auf der Plattform flurkultur. In 2023 fand erstmals die PopUp-Fahrradwerkstatt statt. Hier hat flurkultur den Anschluss an die Do-it-yourself – und Repair-Café-Bewegung gesucht, denn Fahrräder zu reparieren und wieder fahrbar zu machen, ist im doppelten Sinne nachhaltig: Wer Fahrrad fährt, produziert kein CO2 und ein altes Fahrrad weiter zu nutzen statt wegzuwerfen, spart Rohstoffe. Alle Aktionen dienen dem übergeordneten Zweck, die Ressourcen der Erde zu schonen, Müll zu vermeiden und Lebensmittel bestmöglichst zu nutzen.
Ein weiteres Puzzleteil fügt sich ein
In diese Kulisse passt sich das Picknick an der Bachbühne bestens ein. Mit der „Fête de la Musique“ hat „flurkultur“ ein neues Fenster in seinem Vereinsprofil aufgstoßen und will der „Kultur-Komponente“ in seinem Namen gerecht werden. Nachhaltigkeit stand bei allen bisherigen Formaten im Vordergrund und tut es auch jetzt, denn durch das Konzept des Selbst-Mitbringens wurden Müll und Lebensmittelverschwendung vermieden. Der Verein, der 2014 gegründet wurde, hat unter der großen Überschrift: Nachhaltig wirtschaften und gesünder leben eine Unmenge angestoßen und einiges an Umdenken erreicht. Das Leben als wirklich lebenswert anzusehen, locker, fröhlich, begeistert, ist ein weiterer Beitrag.