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Vorwahl der Weinkönigin
Geladene Gäste erbringen ein Drittel der Stimmen
„Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern die Weitergabe der Flamme“. Mit diesem Zitat von Thomas Morus begrüßte Bürgermeister Eric Bänziger 70 geladene Gäste. Darum wolle Weingarten die Tradition einer Weinkönigin gerne weiter pflegen. Ihre Wahl sei für Weingarten ein hohes Kulturgut und mache den Ort weit über Baden-Württemberg hinaus bekannt. Sie durften als erste die Kandidatinnen kennenlernen und sollten am Ende der Vorstellung einer jeden von ihnen Punkte geben. Diese Stimmen bilden ein Drittel der Gesamtzahl. Die weiteren zwei Drittel werden auf dem Wein- und Straßenfest vom Volk abgegeben. Der stellvertretende Vereinssprecher Gerhard Lampert gab einen Überblick über das Festprogramm. Neu ist zwar, dass das Fest bereits am Freitagabend beginnt, dennoch verbleibt die Vorstellung der Bewerberinnen, der zweite Wahlgang und die Krönungszeremonie am Samstagabend. Der Sonntag steht im Zeichen von Kleinkunst und Entenrennen.
Neue Medien kommen zum Einsatz
Wochen und Monate vorher werden junge Weingartnerinnen aufgerufen, sich um das Amt zu bewerben. Dass die Suche kein Selbstläufer ist, hat Vanessa Graf, Mitarbeiterin im Rathaus und zuständig für neue Medien, in einem anschaulichen und unterhaltsamen Kurzvideo gezeigt. Ebenso die Suche nach einem „royalen Dirndl“, denn die künftigen Weinhoheiten werden von der Gemeinde eingekleidet und sollen nicht nur präsentabel, sondern auch einheitlich daherkommen. Die beiden kurzen Filmchen waren ein amüsantes i-Tüpfelchen in der ohnehin keineswegs steifen Veranstaltung mit Weinprobe.
Lea, Cristina und Charlotte
Aufs Stichwort ging die Tür auf und die mit Spannung erwarteten Bewerberinnen zogen ein. Nach einer kurzen Vorstellung wurden sie von Frank Gauss, Chef der Weinmanufaktur Weingarten, mit einigen Fragen zu Wein und Weinbau geprüft. Alle drei konnten die ihnen gestellten Fragen souverän beantworten und glänzten mit einem charmanten Auftritt. Sie hatten kein Problem mit „Flaschengärung“, wussten die Hektarzahl der Anbaufläche nach der Fusion, konnten „sortenrein“ und „Cuvee“ definieren, „blanc de noir“ und „klassischen Weißwein“ unterscheiden, mit „trockenem“ Wein etwas anfangen und vieles mehr. Claudia Hauswirth und Marielle Reuter, selbst ehemalige Weinhoheiten, hatten sie über Wochen auf diesen Tag vorbereitet und ihnen die nötigen Kenntnisse für ihr Amt vermittelt. Jetzt war der Moment gekommen. Die 18jährige Lea Geigle besucht die Käthe-Kollwitz-Schule in Bruchsal, an der sie nächstes Jahr ihr Abitur ablegen wird. Ihr Wunsch, Weinkönigin zu werden, entspringt der Tradition, denn ihre Mutter und ihre Großmutter haben bereits dieses Amt bekleidet. Charlotte Zimmermann ist 20 Jahre jung, hat eine Ausbildung in der Friseur- und Kosmetikbranche abgeschlossen und möchte in diesem Amt viele neue Erfahrungen für ihre persönliche Weiterentwicklung sammeln. Die 20jährige Cristina Kolar Domingo absolviert derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr am Badischen Staatstheater und habe sich schon als Kind gewünscht, einmal Weinkönigin zu werden. Jede von ihnen stellte ihren Lieblingswein vor, wobei der noch amtierenden Königin Laura der Sekt „Blanc de Blancs“ vorbehalten blieb. Cristina hatte einen Auxerrois Tradition gewählt, Charlotte einen Badisch Rotgold und Lea einen trockenen Spätburgunder Barrique Exklusiv. Zwischen den einzelnen Proben, die durch Mitarbeiterinnen des Rathauses ausgeschenkt wurden, bestand genügend Gelegenheit zum Austausch. Auch Bürgermeister Bänziger nutzte die Gelegenheit zu einem gut gelaunten Plausch mit den Gästen. Er bat alle im Raum anwesenden Damen, die selbst schon einmal Weinkönigin waren, sich zu erheben und es waren nicht so wenig. Auch auf seine Frage, wer schon einmal im Weinberg gearbeitet habe, gingen einige Finger hoch. Das Ganze zeigte doch, dass der Weinbau in Weingarten nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine ganz erhebliche emotionale Komponente besitzt.
Der Wahlvorgang
Zum Höhepunkt der Veranstaltung, der Wahl, erklärte Gerhard Lampert den Wahlgang und sammelte anschließend die Stimmzettel ein. Nun bleibt die Urne verschlossen bis zum 13. Juli. „Dann werden wir 140 Propeller verschießen“, kündigte Bänziger an, „dann ist die neue Königin gewählt.“