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Weingarten – hiwwe wie driwwe
Der Austausch der Ortsschilder verbindet zukünftig beide Gemeinden
Niemand hatte etwas bemerkt: In der ersten Mainacht von Samstag auf Sonntag gehörte für ein Wochenende das einst pfälzische Weingarten offiziell zu Baden-Württemberg. Und die Badener kurzerhand zu der Verbandsgemeinde Lingenfeld, zum pfälzischen Landkreis Germersheim. Geschickt ausgetauscht, denn bei der Namensgleichheit der Gemeinden bleibt so etwas länger verborgen, oder?
Der Hexennacht-Streich, wie man ihn in der Pfalz betitelt, wurde erst Montagmittag entdeckt. Beigeordnete Angela Riegel erfuhr eigenen Angaben zufolge über eine WhatsApp-Gruppe vom falschen Ortsschild. Wahrscheinlich, weil der Verkehrsweg an dem das Schild hing, nicht wirklich viel befahren wird.
Im Badischen fiel es möglicherweise schon aufmerksamen Verkehrsteilnehmenden auf, die von Stutensee nach Weingarten (Baden) fuhren. Angerufen wurde die Gemeindeverwaltung aber erst von meinKA, die in der Zwischenzeit auch schon den Kontakt in die Pfalz hergestellt hatten. „Hier war wohl ein Spaßvogel am Werk, was ja zum Tanz in den Mai häufiger mal der Fall ist.“, scherzte Claudia Geißler-Spohrer aus dem hiesigen Rathaus.
Stefan Becker, Ortsbügermeister des pfälzischen Wingerde, freute sich das „sein Ortsschild“ schnell gefunden wurde. Gegen ein „paar Fläschchen lokalen Weines“ sei man gerne zum Austausch der Schilder bereit. Bürgermeister Eric Bänzinger fand die Idee durchaus charmant und so trat Ende Juni eine vierköpfige Delegation aus dem badischen Wengerde die Reise ins Pfälzische an, um das Ortschild gegen „einige Fläschchen Wengerder Weins“ wieder einzutauschen.
Ortsbürgermeister Stefan Becker sowie die Beigeordneten Angela Rieger und Norbert Andres begrüßten aus Baden Bürgermeister Eric Bänziger, Melanie Windbiel und Gabi Dittert auf herzlichste im pfälzischen Rathaus. Auf Anhieb verstanden sich die Anwesenden und Bürgermeister Bänziger fand dazu auch gleich die richtigen Worte: „Die Menschen machen die Musik“.
Bei einem kühlen Glas Weingartener Cremant wurden in beiden Gemeinden einige Gemeinsamkeiten ausgetauscht und Unterschiede entdeckt. Beginnend bei den Einwohnerzahlen, im pfälzischen Ort leben 1.900 Menschen und hier in Baden leben ca. 10.500 Bürgerinnen und Bürger. Bei uns gibt es drei Weinhoheiten, warum im Pfälzischen eine Rosenkönigin? Ganz einfach, in den umliegenden Orten des pfälzischen Weingartens wimmelt es von Weinhoheiten und nur sie besitzen ein wunderbares Rosenfeld am Ortseingang – deshalb wird hier lieber eine Rosenkönigin gewählt. Weinberge sind in beiden Gemeinden vertreten, der Unterschied ist: Der Hobbywinzer Bänziger besitzt einen Weinberg mit 8 AR und ist hauptberuflich Bürgermeister, der Winzer Becker ist hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig, bewirtschaftet unter anderem Weinberge mit 52 AR und ist nebenberuflich Ortsbürgermeister.
Die symbolische Übergabe der beiden Ortschilder erfolgte mit einheimischen Präsentübergaben und der Einladung zu einer original pfälzischen Brotzeit mit regionalen Produkten und dazu passendem Wein.
Zum Abschied stellten alle Beteiligten fest, dass der erst als scherzhaft angedachte Schildertausch tatsächlich den Beginn einer Freundschaft zwischen beiden Gemeinden eingefädelt hat.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Begleitung der Rosenkönigin Lena I. auf dem Weingartener Sommerfeschd.