Hauptbereich
„Himmlische Momente“ auf der Weinterrasse
Mundartkabarett mit Musik
Die katholische Kirchengemeinde Stutensee-Weingarten hatte bei ihrer Auftaktveranstaltung der Sommerkirche 2021 ein glückliches Händchen bewiesen. Musik und Mundartkabarett unter dem Titel „Himmlische Momente“, begleitet von aromatischen Weinen aus der Weinmanufaktur Frank Gauss, war mehr als ein Event. Der laue Sommerabend tat ein Übriges dazu. Die Gäste auf der gut besetzten Weinterrasse empfanden es wie eine Befreiung aus der langen Gefangenschaft von Veranstaltungsverboten und Kontaktvermeidungen. „Endlich mal wieder“, „so eine schöne Veranstaltung“, „was für ein herrlicher Abend“ lauteten allenthalben die Kommentare, die zu hören waren. In dieser gelösten Stimmung fiel der Auftritt des Mundartkabarettisten Thomas Heitlinger und des Gitarristen Volker Schäfer auf fruchtbaren Boden. Es sind zwei Künstler, die sich in ihrer unaufgeregt überzeugenden Darstellungskraft, der eine literarisch, der andere musikalisch, in nichts nachstehen. Das Publikum honorierte die Beiträge mit freudigem Beifall. Heitlinger ist Autor, liest aber nicht. Er erzählt. Geschichten aus seinem Alltag, der sich auf dem Fahrrad, beim Einkaufen, zwischen den Menschen, im Bereich von Bruchsal bis Bretten und von Karlsruhe bis zum Kraichgau abspielt. Heitlinger ist bekennender Badener durch und durch. Seine Spezialität sind verbale Monsterkonstrukte, deren linguistischer Wert sich erst durch endlose Schleifen erschließt: „Des Ding do. Weg. Und wieder do.“ Oder: „Die Gugg mit de Weck“. Und von Schleife zu Schleife lachen die Zuhörer mehr. Badisch gemütlich entlarvt der Kabarettist humorvoll als stockkonservativ: mit Rasenmähen und Sonntagsbraten. Manchmal ist sein Humor auch schwarz, aber stets gönnt er seinen Zielobjekten noch ein Augenzwinkern wie beim Rammler Willi. Die konstruierte Verwirrung an einer Straßenkreuzung mit nachteiligem Ausgang für einen Fahrradfahrer klingt schlimmer als es ist: „Der sagt gar nichts mehr“. Volker Schäfer begleitet Heitlingers Projekte seit vielen Jahren. Schwerpunkt seiner Musik sind Balladen, meditative Gitarrenmusik, mitunter aber auch kraftvoll-dynamische Interpretationen. Mit einem
Faible für die Beatles erzählt er von einer Pilgerfahrt nach London. Er sei die Penny Lane entlang gefahren und habe Aufnahmen in den Abbey Road Studios gemacht. Herausgekommen war ein melodiöses und reich verziertes Stück rund um das Thema Penny Lane, das die Zuhörer schlicht verzauberte. Noch einmal beteuern Beide, wie glücklich sie über diesen ersten Auftritt seit langer Zeit seien. Während der Coronazeit hätten sie mit livestreams experimentiert, aber nichts könne den Auftritt vor Publikum ersetzen. Mehrfach bezogen sie auch den Weingartner Liedersänger Kalle Hamsen in ihre Danksagungen ein. Hamsen hatte mit gelungenen und bekannten Interpretationen aus dem Rock- und Popbereich mit Gitarre und Gesang ein Vorprogramm gestaltet und damit das Publikum bestens in erwartungsfrohe Laune gebracht. Pastoralreferentin Elke Litterst rundete mit interessanten und teilweise bibelbezogenen Erläuterungen zum Thema Wein den Abend ab. Als „Frau im Weinberg des Herrn“ erklärte sie, das letzte Abendmahl sei eine Verbindung zwischen und Erde, also sei der Wein ein Vorgeschmack des Himmels.