Hauptbereich
Rodungen im Gemeindewald unumgänglich
Dürreschäden und Pilzbefall machen dem Wald zu schaffen.
Über 1.600 Festmeter Holz hat die Abteilung Forst der Gemeinde Weingarten im Bereich Bergwald gerodet. Statt über 15 bis 20 Jahre hinweg, wurde diese Menge in nur wenigen Monaten gefällt. „Aktuell haben wir keine wirkliche Planbarkeit, wir rennen dem Schadholz hinterher“, berichtet Gemeindeförster Michael Schmitt. Wenn er im Wald unterwegs ist, würde er häufig von Spaziergängern angesprochen, warum der Wald so kahl aussehe. Auf den ersten Blick wirke es so, als würde der Wald planmäßig gerodet. Das sei aber nicht der Fall – im Gegenteil: „Von 1.000 Festmetern Holz können wir gerade einmal 200 Festmeter vermarkten. Der Rest ist einfach schon zu stark beschädigt.“ Schuld seien zu einem Großteil Dürreschäden der vergangenen Sommer. Aber nicht nur die Wasserknappheit, auch die steigenden Temperaturen machen dem Wald zu schaffen. „Alles über 35 Grad ist auf lange Sicht tödlich für den Wald“, so der Förster.
Die Folgen: Viele Bäume sind beschädigt und müssen gefällt werden. Im Bergwald waren vor allem Buchen betroffen, in anderen Gewannen Kiefern. Letztere leiden zusätzlich aktuell noch unter dem „Diplodia-Pilz“, der die Triebe in den Baumkronen befällt.
„Es gibt nicht viele Orte, wo der Wald einfach noch Wald sein darf.“
Aber woran liegt das? Förster Michael Schmitt erklärt, dass es auf Weingartner Gemarkung überdurchschnittlich viele öffentliche Straßen gibt, die den Gemeindewald durchkreuzen. Dazu gehören auch angrenzende Bahngleise, sowie Wasser- und Abwassersysteme. „Hier steht die Verkehrssicherungspflicht an erster Stelle. Wir müssen reagieren, bevor ein Baum umstürzt, oder ein Ast herunterfällt.“ Zahlreiche Flächen sind als Naherholungsgebiete oder Wochenendgrundstücke gekennzeichnet. Hier kann der Wald also nicht einfach nur Wald sein, sondern die Forstabteilung muss aktiv für die Sicherung des Geländes sorgen. „Wir dürfen aber nicht immer nur nehmen“, betont der Förster. Man müsse dem Wald auch etwas zurückgeben. So sollen beispielsweise alleine in diesem Jahr 30.000 neue Bäume gepflanzt werden. Darunter diverse Arten, die als trockenresistent gelten, wie Stieleichen, Traubeneichen, Roteichen, Winterlinde, Sommerlinde, Spitzahorn, Kirsche, Walnuss, Schwarznuss, Hybridpappel, Elsbeeren, Hainbuchen, Douglasien.
Was passiert mit den gefällten Bäumen?
Eine weitere Form, dem Wald etwas zurückzugeben bestehe darin, Totholz nicht wegzuräumen. Ein vermeintlich „aufgeräumter“ Wald bedeute nicht, dass der Wald gesund ist. Abseits der Wege lasse der Förster gerne mal Baumwurzeln, Stämme oder heruntergebrochene Äste zurück. Daraus bilde sich mit der Zeit wieder nährstoffreicher Waldboden. „Nicht zu vergessen, die Artenvielfalt im Totholz“, betont Michael Schmitt: Flechten, Moose, aber auch verschiedene Tierarten und Insekten finden dort ein Zuhause.
Ein Großteil des Schadholzes, das gerodet werden muss, wird aktuell zu Hackschnitzeln verarbeitet und zur Wärmeerzeugung direkt in Weingarten verwendet. „Einer der wenigen positiven Aspekte der aktuellen Situation“, so der Förster. Das entspricht einer Menge von rund 250.000 Litern Heizöl. „Ökologisch gesehen ist das natürlich toll, wenn wir die Hackschnitzelanlage aus dem eigenen Wald versorgen können. Eine planmäßige Forstwirtschaft wäre mir aber natürlich lieber, als die großen Mengen an Schadholz, die momentan auf einmal anfallen.“
Umso mehr also sollten wir beim nächsten Spaziergang mal wieder bewusst durch den Wald gehen. Welche Insekten tummeln sich in einem entwurzelten Baum? Welche Baumarten finden sich in welchem Gewann am häufigsten? Wo gibt es Jungkulturen mit Stieleichen oder Hybridpappeln? Wer sich weiter zum Thema Wald informieren möchte findet zum Beispiel an der Forsthütte Infotafeln über den Gemeindewald, sowie die „Lehrstämme“ – aufklappbare Baumstämme mit Wissenswertem zum Thema Bäume und Natur.