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Wein-Wandertag 2022
mit Musik & Wein - Veranstaltung des Musikvereins
Der Wein-Wandertag ist nach der zweijährigen Pause wieder zum alten Format zurückgekehrt, was vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.
Zwischen 10.30 Uhr und 14.00 Uhr starteten im Grundschulhof elf geführte Touren durch die Weinberge, die auf unterschiedlichen Wegen die Weinprobierstände ansteuerten. Je nach Wegstrecke und Dauer waren dies zwei oder vier Stände. Erfahrene Winzer begleiteten die Gäste und berichteten unterwegs allerlei Wissenswertes über den Weingartner Wein.
Vorbildliche Organisation
Die Organisation durch den gastgebenden Musikverein war einmal mehr hervorragend. Farbige Pfeile an den Abzweigungen markierten die Wege, so dass sich auch Wanderer, die sich keiner Gruppe angeschlossen hatten, nicht verirren konnten. Auf dem Schulhof gab es die passenden Gläser zu kaufen. Gedruckte Flyer gaben Auskunft über die Weinsorten und – ganz besonders aufmerksam! - standen an jedem Stand Wassernäpfe für die mitgeführten Hunde zur Verfügung.
Die Prinzessinnentour
Auf der Tour von Helfried Mieden waren auch die beiden Weinprinzessinnen Cristina und Charlotte dabei. Vom Schulhof aus erklomm die relativ große Gruppe über die Treppe den Turmberg. Hier entstand bereits das erste Foto mit Cristina und Charlotte, denn junge Eltern wollten zu gern die Weinprinzessinnen mit ihrem Töchterchen im Herz fotografieren. Sehr gern wurde ihnen dieser Wunsch erfüllt und Cristina und Charlotte kamen die ganze Zeit über ihrer Aufgabe vorbildlich nach, nicht nur den Weingartner Wein, sondern ganz allgemein Weingartens freundliches Gesicht zu präsentieren. Für unzählige Fotos und Selfies stellten sie sich zur Verfügung, immer lächelnd, freundlich, mit und ohne Glas in der Hand. Sie beantworteten Fragen und plauderten mit den Gästen, wobei die sachlichen Auskünfte dem Wanderführer vorbehalten blieben. Zahlreiche Teilnehmer dieser Tour waren nicht von Weingarten, lauschten wissbegierig und stellten viele Fragen.
Anbaufläche, Klimawandel und Öchsle
Mieden berichtete, dass das gesamte Anbaugebiet der ehemaligen Winzergenossenschaft Weingarten nur noch 60 Hektar betrage. Er erläuterte das Zustandekommen der Fusion mit Schliengen und erklärte die Rebsorten, die an den Ständen ausgeschenkt wurden. Unterwegs waren Rebstöcke zu sehen, die deutliche Trockenschäden aufwiesen: Anzeichen für den Klimawandel. Der Klimawandel mit immer stärkerer Sonneneinstrahlung führe letztendlich zu immer höheren Öchslegraden, erklärte er. Das sei mittlerweile längst nicht mehr das Ziel. Hohe Öchslegrade machen Weine stark zuckerhaltig, schwer und alkoholreich, was nicht mehr gut ankomme. Heute werden Weine dagegen trocken ausgebaut, das bedeutet komplett durchgegoren, bis keine Restsüße mehr enthalten sei. Dennoch werde die Bezahlung immer noch an den Öchslegraden ausgerichtet.
In Weingarten bewirtschaften zwei Großwinzer den größten Flächenanteil, kleine Winzer mit wenig Rebfläche könnten das nur noch als Hobby betreiben, denn es lohne sich nicht mehr. Sich selbst bezeichnete Mieden als „einer der aussterbenden Art“.
Bei der Gedenktafel zur Entstehung des Katzenbergs durch amerikanische Pioniere kam er auf die Entwicklung der Reben von der Pflanzung über die Blüte und den Pflanzenschutz bis zur Lese zu sprechen. Spritzen sei heute längst nicht mehr so unangenehm wie früher, denn moderner Pflanzenschutz komme mit viel geringerer Dosierung aus. Der Einsatz von Pheromonfallen mache Insektizide überflüssig, gespritzt werden nur noch gegen Oidium und Peronospera, aber das sei unerlässlich. Dieser trockene Sommer 2022 habe zwar einerseits die Junganlagen strapaziert, andererseits das Beerengut so gesund erhalten wie lange nicht mehr. Was zu viel Sonne abbekommen habe, habe Sonnenbrand erlitten. Zehn bis 15 Prozent der Beeren müssten manche Winzer als verlustig hinnehmen.
Spaß mit dem Probierglas
Die Zuhörer zeigten sich sehr interessiert an seinen Ausführungen und stellten viele Fragen, genossen aber nicht minder die Weine aus den Probiergläsern: Rivaner, Auxerrois, Spätburgunder Rosé und viele andere.
Zurück auf dem Rathausplatz wurden sie von einer der drei Blasorchestern empfangen, die ab 11.30 nonstop gute Unterhaltungsmusik lieferten. Die Musik, das warme Spätsommerwetter, die Freude, endlich wieder ein Fest unter freiem Himmel zu haben und die weinselige Stimmung der Wanderer schufen insgesamt eine sehr gelöste Atmosphäre. Eine Stunde vor der offiziellen Schließung waren die Speisen in den angemieteten Foodtrucks bereits im Wesentlichen ausverkauft.