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Historische Wappen werden restauriert
Der Ort Weingarten ist über 1000 Jahre alt und darf stolz sein auf einige historische Schätze. Dazu gehören beispielsweise zwei historische Wappen.
Finanzieller Beitrag der Kulturstiftung
Als im Jahr 2018 die Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe der Gemeinde eine Ausschüttung aus den Erträgen in Aussicht stellte, entschied der Gemeinderat nach reiflicher Überlegung, wie der Betrag von rund 2.300 Euro sinnvoll zu verwenden sei, diese Wappen fachgerecht restaurieren zu lassen. Mittlerweile hat die Kulturstiftung den Betrag auf 4.400 Euro erhöht und der Ausführung stand nichts mehr im Wege. In Kooperation mit dem Bürger- und Heimatverein wurde die Restauratorin Judith Fritz aus Bretten mit der Aufgabe betraut.
Wappen des Deutschritterordens
Eines der Wappen befindet sich an einer Giebelecke am jetzigen evangelischen Pfarrhaus, wo einst ein Gebäude des Deutschritterordens stand. Dieser Orden war in Weingarten bereits im 13. Jahrhundert präsent und widmete sich vorwiegend caritativen Aufgaben. Der Deutschordenshof brannte 1728 ab und wurde kurz danach wieder aufgebaut. Was am Giebel des heutigen Pfarrhauses bewundert werden kann, ist in der Schrift „Steinerne Zeugen aus Weingartens Vergangenheit“, herausgegeben vom Bürger- und Heimatverein, nachzulesen. Demnach handelt es sich um eine Kombination des Wappens des Fürstbischofs Clemens August von Bayern von 1748 mit dem des Deutschritterordens. Dieser Fürst war Deutschmeister und zugleich Bischof mehrerer Bistümer, aus deren Wappen einzelne Elemente in sein Wappen aufgenommen wurden. Beispielsweise ist im Feld unten links das Rad des Bistums Osnabrück zu sehen. (Foto 1)
Ein Metzgerwappen
Das andere ist ein Handwerkerwappen aus der Metzgerzunft und prägt den Torbogen des mächtigen ehemaligen Gasthauses „Zum Goldenen Kranz“ am Marktplatz, heute Markt-Drogerie. Judith Fritz hat mit ihrer Arbeit an diesem Metzgerwappen bereits begonnen. Die Arbeitsschritte seien voraussichtlich bei beiden Steinen die gleichen, erklärte sie im Gespräch mit der TBR.
Die Arbeit erfordert Zeit und Fingerspitzengefühl
Zuerst habe sie das Metzgerwappen untersucht und gereinigt. Der Stein aus dem Jahr 1708 sei unglaublich weich und stark geschädigt, darum habe sie ihn zunächst mit einem Mittel überzogen, um ihn zu härten. Dieser Vorgang dauere mindestens zwei Wochen. In dieser Zeit bleibe der Stein verhüllt, um ihn vor Feuchtigkeit zu schützen. Danach prüfe sie die Festigkeit und sobald möglich, werden die Risse hinterspritzt und verfüllt. Das kunstvoll gestaltete Wappen zeigt im unteren Teil einen Rinderkopf mit silbernen Hörnern, im oberen Bereich ein Kalb und eine Rose, dazu einen Mann mit einem beilartigen Werkzeug. Sie orientiere sich an einem alten Foto, das ihr der Besitzer des Hauses, Rolf-Dieter Weickum, überlassen habe. Die Initialen F.SPAL.SP. bezeichnen den 1673 geborenen Gastwirt und Metzgermeister Franz Spengel. Sein einziger Sohn Johann Christian war nachweislich Metzger und Wirt der im Haus Marktplatz 10 befindlichen Schildwirtschaft „Zum güldenen Kreuz“. (Foto 2)
Schicht für Schicht
Mindestens sechs Schichten Farbe habe sie bei der ersten Untersuchung festgestellt, berichtete Fritz, die sie teilweise abtragen werde. Risse und fehlende Teile an den Ornamenten werden mit Steinmehlteig verklebt und ergänzt. Nach einer weiteren Trocknungszeit werde sie an die Farbgebung gehen. Dazu habe sie keine historischen Vorgaben, denn handwerkliche Wappen hätten sich oft an naheliegenden Naturfarben orientiert. Bei dem Wappen des Deutschritterordens dagegen seien die Farben durch die Heraldik vorgegeben. Nach einer Trocknungszeit von mindestens fünf bis sechs Wochen sei die Arbeit beendet.