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Projekt "Inklusion" im Kartfahren
auf dem Trainingsgelände des MSC Weingarten (Baden)
Es geht um Inklusion. Denn Kartfahren macht den meisten jungen Menschen Spaß, war aber bisher für Fahrer und Fahrerinnen mit körperlichen Einschränkungen, vor allem in den Beinen, praktisch nicht machbar.
Technik gegen körperliche Defizite
Dieser bisher unerfüllbare Wunsch soll jetzt verwirklicht werden können. Technik macht es möglich, individuelle Defizite auszugleichen und somit echte Teilhabe und echte Chancengleichheit zumindest auf diesem Gebiet zu realisieren. Das Projekt „United in Dreams“ wurde vom Verein „Experience for Innovation“ in Kooperation mit dem ADAC Nordbaden und dem Deutschen Motor Sport Bund ins Leben gerufen und von der Stiftung „Aktion Mensch“ gefördert. Das Ziel ist, die Inklusion im Motorsport und in der Gesellschaft als Selbstverständlichkeit zu etablieren. Für einen ersten bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb haben sich fünf Vereine gemeldet, einer davon war der MSC Weingarten.
Gleiche Chancen für alle
Am Sonntagvormittag trafen rund zehn angemeldete Jugendliche aus Baden-Württemberg mit und ohne Handicap auf dem Trainingsgelände in Weingarten ein. Der Sportleiter des MSC Weingarten, Karl-Friedrich Ziegahn, begrüßte die Gäste und erklärte im Wesentlichen, worum es ging und was zu beachten war. Wie immer im Kartsport war auch jetzt ein Parcours aus Pylonen aufgebaut. Zunächst ging es darum, mit dem Kart vertraut zu werden. Das Fahrzeug mit Elektromotor hat kein Lenkrad und keine Pedale und wird nur über zwei Joysticks mit beiden Händen gesteuert. Die Fahr- und Lenkbefehle werden ohne direkte mechanische Verbindung mittels elektrischem Signal übertragen. Der erste Proband durfte Platz nehmen. Janis Hohl aus der Nähe von Pforzheim ist 15 Jahre alt und durch einen Unfall seit dem ersten Lebensjahr querschnittsgelähmt. Er spielt in seinem Heimatort leidenschaftlich Rollstuhlbasketball und sein Verein wurde von United In Dreams angefragt, ob Interesse an der Kart-Veranstaltung bestünde. „Wir sind gerne gekommen, denn wir finden das eine tolle Sache“, sagt Janis Vater Andreas. „Janis ist aufgeschlossen und dadurch würde sich ihm eine neue Möglichkeit eröffnen.“
United in dreams macht es möglich
Fabian, Trainer bei United in Dreams hilft Janis, indem er das Seitenteil des Karts abnimmt, damit der Rollstuhl so nahe heranfahren kann, dass Janis den Übertritt ins Kart ohne Hilfe schafft. Helm auf, anschnallen, los geht’s. Fabian startet das Kart per Fernbedienung und Janis fährt los. Die erste Runde noch zaghaft. Die zweite schon besser und die dritte noch schneller. Er fährt fehlerfrei, kein Hütchen wird berührt oder fällt gar um, wie es beispielsweise im Ferienspaß im normalen Kart relativ häufig der Fall ist. Hinter der Ziellinie angekommen sitzt ein glücklicher Junge im Kart. „Das war toll. Das habe ich mir schon lange gewünscht“, strahlt er. „Es wäre schön, wenn sich so etwas wirklich etablieren würde“, sagt Andreas Hohl. Bisher habe Janis an einer umgebauten Spielkonsole mit Handgasbetrieb trainiert, aber das sei kein Vergleich zu einem echten Kart.
Eigene E-Karts sind geplant
Der Vorsitzende des MSC Weingarten, Jürgen Fabry, hat sein Leben der Faszination Motorsport gewidmet und weiß, wovon er spricht: „Es ist unserem Verein eine Herzensangelegenheit, dass kein junger Mensch mehr sagen muss: So etwas werde ich nie können“. Der Verein will bei der Stange bleiben und Inklusion zu seiner Sache machen. Dazu sei geplant, mittelfristig entsprechende Elektro-Karts anzuschaffen, die auch von Kindern ohne Handicap gefahren werden können. Damit alle gemeinsam denselben Sport treiben können. Nur so könne man wirklich von Gemeinsamkeit und Teilhabe sprechen. Daniela Schwaderer, die die Anmeldung betreut, berichtet, am Nachmittag werde ein Zeitfahren ausgetragen, aber an diesem Tag gebe es nur Sieger. Die Ergebnisse des Rankings werden nicht veröffentlicht.