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Pause für das Wasserrad
Es wurde abmontiert, um einen größeren Defekt zu beheben
In einer teils schwierigen und teils spektakulären Aktion wurde das Wasserrad im Weingartener Walzbach am letzten Mittwochvormittag abgebaut. Beteiligt waren der Weingartener Bauhof und die Firma Böhler mit einem Schwerlastkran. Das Rad war seit etlichen Monaten defekt und stillgestanden. Nun wurde es per Tieflader in den gemeindlichen Bauhof gebracht, wo die Ursache erforscht und das Rad wieder instand gesetzt werden soll.
Störanfällig auch in der Vergangenheit
Bereits in der Vergangenheit des immerhin 22 Jahre alten Ingenieurbauwerks waren immer wieder Störungen aufgetreten. Mal wurde mit zwischen die Schaufeln gesteckte Stangen mutwillig Sabotage betrieben, mal waren die Schaufeln so mit Kalk behaftet, dass sie mühsam mit dem Schlagbohrer davon befreit werden mussten. Einmal hatte die Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe, die das Wasserrad als kulturhistorisches Bauwerk bereits zu Beginn stark gefördert hatte, einen Zuschuss gegeben. Für kleinere Reparaturen und Wartungsarbeiten des Bauwerks war die ehrenamtliche Arbeitsgruppe „Wasserrad“ des Bürger- und Heimatvereins mit Winfried Schöffler, Otto Bartholomä, Karlheinz Hettler und anderen immer wieder zur Stelle, um das Rad wieder flott machen.
Schaden durch Hochwasser
Dieses Mal ging das nicht. Paul Wolf, der seinerzeit das Rad konstruiert hatte und als Projektleiter für den Aufbau verantwortlich war, vermutete die Ursache in einem zwei Jahre zurückliegenden Hochwasserereignis, als der Walzbach an dieser Engstelle beim Wasserrad über die Mauer trat. Starke Regenfälle hätten Schlamm, Kies und Holzstücke in den Bach geschwemmt. Durch das Hochwasser sei das Getriebe unter den Wasserspiegel geraten und der kieshaltige Schlamm habe sich im Getriebe festgesetzt. Der eingespülte Sand, Steinchen und anderes hätten es beschädigt, sodass das Rad seit diesem Zeitpunkt anfällig und beständig ein mahlendes, knirschendes Geräusch zu hören war, sagte Wolf.
Ingenieurskunst für den Heimatverein
Mit einem Durchmesser von 3,3 Meter ist das Rad eine Symbiose aus Stahl für die Tragkonstruktion und rostfreiem Edelstahl für die 32 Schaufelträger. Das Rad ist insgesamt 3,1 Tonnen schwer und funktioniert nach dem Zuppinger Prinzip. Es sei Bedingung gewesen, dass das Rad nicht mit der dahinter befindlichen Hauswand in Berührung komme, berichtete Winfried Schöffler in den Heimatblättern. Das Herzstück des Wasserrades ist die Lagerung. Ein Achsstummel einer ehemaligen Lkw-Achse wurde auf einem Lagerbock montiert, ohne die dahinter stehende Hauswand zu berühren. Das gesamte Rad ist auf einer 40 Zentimeter dicken Betonplatte verankert. Es ist mit einem Elektromotor verbunden, der bei einer erhöhten Fließgeschwindigkeit des Wassers das Rad bremst und somit für eine gleichmäßige Einspeisung von Strom in das Netz der EnBW sorgt.
Kranarbeit nach Maß
Bei der Demontage des Rades von seinem Standort war es die schwierigste und langwierigste Aufgabe, das Rad vom Motor zu trennen und vom Lagerblock zu lösen. Festsitzende Verschraubungen mussten gelöst werden, bis es nach ein paar Stunden gelang, den Koloss mittels Kran aus der Lagerung zu heben. Um ihn aber gleich in der richtigen Arbeitsposition in den Bauhof zu bringen, wurde der gemeindeeigene Kran zusätzlich bemüht. So wurde das Wasserrad ohne Zwischenfall an zwei Haken jeweils ferngesteuert auf einen Tieflader platziert. Die Mitarbeiter des Bauhofs werden das Rad nun zerlegen, die Einzelteile reinigen, fetten und streichen. Eine Vorhersage, zu welchem Zeitpunkt das Projekt fertig und das Rad an seinen Platz zurückkehren soll, konnte Bauhofleiter Dirk Pfirrmann nicht treffen.