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Informationsreihe Geothermie, Teil 2
Geschichte der Geothermie
Unsere Erde hat zu 99% eine konstante Temperatur von über 1.000°C, vom verbleibenden Prozent sind wiederum 99% heißer als 100°C. Mit diesem gigantischen Reservoir an unterirdischer Wärmeenergie kam der Mensch in den vergangenen Jahrtausenden nur selten in Kontakt – dies geschah beispielsweise über Vulkanausbrüche, jedoch auch über Thermalquellen. Die angenehme Wirkung des warmen Wassers aus den Tiefen der Erde machten sich die Römer, die Japaner sowie die neuseeländischen Maori schon vor vielen Jahrhunderten zunutze.
Im französischen Chaudes-Aigues begannen einzelne Bürger ab der Mitte des 14. Jahrhunderts, die Erdwärme für die Beheizung ihrer Häuser zu nutzen, und ab 1913 wurde im italienischen Larderello erstmals Strom mithilfe der Geothermie produziert. Elektrizität aus unterirdischer Wärmeenergie zu erzeugen blieb lange eine italienische Besonderheit. Erst 1984 wurde das erste Geothermieheizwerk in Deutschland (damals DDR) in Waren an der Müritz eröffnet, die geothermische Stromproduktion begann in Deutschland erst 2003 in Neustadt-Glewe, ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern.
Um den fortschreitenden Klimawandel zu bremsen und katastrophale Auswirkungen abzuwenden, wurde 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz verabschiedet, das Erzeugern klimafreundlichen Stroms eine Vergütung garantierte. Dies führte dazu, dass in Deutschland bis 2009 Geothermieanlagen mit einer Gesamtleistung von 40,5 MWel (elektrisch) sowie 335 MWth (thermisch) in Betrieb genommen wurden. Mit der in diesen Anlagen erzeugten Energie konnte rechnerisch der Strombedarf von etwa 95.000 oder der Wärmebedarf von etwa 185.000 Haushalten gedeckt werden.
Im Oberrheingraben, einem der drei deutschen Gebiete mit hohem Nutzungspotential der Tiefengeothermie, befinden sich derzeit zwei Geothermieanlagen im Betrieb. Das Geothermiekraftwerk Bruchsal wurde 1985 in Betrieb genommen, jedoch 1987 wieder stillgelegt. Dank der Vergütung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wurde der Betrieb 2009 wiederaufgenommen. Mit einer installierten Leistung von 5,5 MWth bzw. 550 kWel gehört das Werk in Bruchsal zu den kleineren Anlagen, die Versorgung von etwa 3.000 Haushalten mit Wärme oder von etwa 1.200 Haushalten mit Strom ist jedoch rechnerisch möglich. Daneben existiert im pfälzischen Insheim ein Geothermiekraftwerk mit einer installierten Leistung von 4,3 MWel, das rechnerisch etwa 9.500 Haushalte mit Strom versorgen kann.
Im Landkreis Karlsruhe sind außerdem Geothermieprojekte in Graben-Neudorf, Dettenheim und Philippsburg geplant. Das Projekt von Graben-Neudorf soll dabei über Fernwärmeleitungen auch Teile von Bruchsal und Bretten versorgen.