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Erster Gottesdienst mit Gemeindepräsenz
Empfehlungen
Wie diese Gottesdienste abzuhalten seien, dazu hatten die Dekanate beider Konfessionen Empfehlungen ausgesprochen. Der Friedensgruß sollte unterbleiben und nach Möglichkeit sollte das eigene Gesangbuch mitgebracht werden. In der katholischen Kirche fand ebenfalls lediglich ein Wortgottesdienst statt, für die Teilnahme war eine Anmeldung erforderlich.
Kein Fest mit Harfen, Zimbeln und Trompeten
Das Evangelium, das Pfarrer Jochen Stähle im ersten Gottesdienst nach der Wiedereröffnung der evangelischen Kirche verlas, berichtete von dem Fest, das mit Harfen, Zimbeln und Trompeten gefeiert wurde, als König Salomon die Bundeslade in den von ihm erbauten Tempel bringen ließ. „Genauso wollten wir heute auch feiern“, sprach er zu den Gläubigen, die gekommen waren und im gebotenen Abstand voneinander in der Kirche Platz genommen hatten. Die Besucherzahl war auf 78 beschränkt, eine Strichliste wurde geführt, jede zweite Bank war gesperrt, ein Desinfektionsmittelspender stand bereit und alle Besucher trugen Masken. Abendmahl war nicht vorgesehen, es war ein Wortgottesdienst, die zeitliche Begrenzung betrug 30 Minuten. „Auf den ersten Sonntag nach Corona hatten wir uns so gefreut“, fuhr Pfarrer Stähle fort. „Heute hätten wir Konfirmation gefeiert.
Statt gemeinsamem Singen nur leises Beten
Der Name des Tages ist Kantate, das bedeutet Singen und Freude über die Wunder, die uns Gott täglich bereitet. Auf Harfen hätten wir zwar verzichtet, aber Trompeten hätten wir auch gehabt. Wir hätten uns freudig begrüßt und miteinander gesungen. Nun ist es eben anders. Wir sind auf Abstand und tragen Maske.“ Es war in der Tat keine feierliche Stimmung. Die Orgel spielte, aber die Liedanzeige für die Gemeinde blieb stumm. Es gab kein gemeinsames Singen, sondern den Jubel zum Lob Gottes übernahm eine junge Sängerin mit heller klarer Stimme. Dennoch sei die Kirche, wie damals der Tempel, ein Ort, an dem Gott zu finden ist: Hier ist Gottes Raum, erklärte der Pfarrer in seiner Predigt, die er ganz auf diesen besonderen Tag abgestimmt hatte. Die Kinder in den Kindergärten und in der Schule hätten am meisten ihre Freunde vermisst, die Angehörigen der Verstorbenen das Abschiednehmen im größeren Kreis. Paul Gerhard, Autor vieler Lieder im evangelischen Gesangbuch, habe in seinen Liedern stets von Hoffnung geschrieben. Er habe den Dreißigjährigen Krieg miterlebt, aber trotz dieses großen Elends nie seinen Glauben und seine Zuversicht verloren. Gott sei derjenige, der bei uns bleibe bis an aller Tage Abend. Das sei ein Versprechen. „Und wenn wir nach vorne schauen, sehen wir das Kreuz“, fuhr der Pfarrer fort, „das uns an dieses Versprechen erinnert.
Weiterhin „fahren auf Sicht“
Wir werden unsere Erfahrungen mit den Gottesdiensten mit Schutzkonzept machen müssen, hatte der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Karlsruhe-Land, Dr. Martin Reppenhagen, verkündet. Diese erneute Öffnung werde mit Freude und mit genauem Hinsehen begleitet, um dann entsprechend nachsteuern zu können. „Wir fahren auch hier nur auf Sicht.“