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Waldbegehung 2019
Trotz großer Widrigkeiten steht der Weingartner Wald noch gut da
Eine große Zahl von interessierten Bürgern, „so viele wie noch nie“, begrüßte Bürgermeister Eric Bänziger bei der diesjährigen Waldbegehung, die wie immer an der Forsthütte startete und zu deren Beginn der Sachstandsbericht des Leiters der Abteilung Forst im Landratsamt, Bernd Schneble, stand. Schneble wird zum 1. Januar 2020 in den Landesforst wechseln und Bänziger dankte ihm für zehn Jahre gute Zusammenarbeit.
„Die Schäden des Waldes sind in Mitteleuropa so groß wie nie zuvor“ begann Schneble mit drastischen Worten. Die Ursache sei die starke Trockenheit.
Trockenheit und Borkenkäfer
Die Trockenhorizonte im Boden wandern von oben nach unten und somit hätten die Auswirkungen der Trockenheit von 2018 in diesem Jahr die tiefgründigen Baumwurzeln erreicht und mehr Schäden angerichtet als der Sturm „Lothar“ seinerzeit. Das immer wärmer werdende Klima begünstige die Entwicklung des Borkenkäfers, der sich jetzt dadurch auch in kälteren Regionen ausdehne. Das Fluginsekt, das besonders Fichten bevorzuge, erreiche eine Reichweite von bis zu 1000 Metern, dadurch seien einzelne Fichten weniger gefährdet als Fichten, die im Verbund stehen. Dasselbe gelte für die Kiefer, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Wirtschaftsbaum in Monokulturen angelegt wurde. War vor Jahren noch der Holzaufbau einer Gemeinde eine „Sparkasse“, so verfalle das jetzt. Weiter berichtete Schneble von den bekannten Problemen der Eschen und neuerdings auch der Buchen. Die Douglasie leiste aufgrund ihres hohen Harzgehaltes dem Borkenkäfer Widerstand, aber der Forst sollte nie auf nur eine Baumart setzen. Der Wald sei unbedingt zu erhalten, denn er fungiere als Wasserspeicher, als Erholungsgebiet und diene dem Naturschutz. Ein Hektar Wald binde acht Tonnen CO2 im Jahr.
Situation im Weingartner Wald
Vor dieser Kulisse stehe der Weingartner Wald trotz ebenfalls massiver Probleme noch vergleichsweise gut da, berichtete Gemeindeforstleiter Michael Schmitt. Etliche Buchen konnten zwar noch rechtzeitig gut verkauft werden, aber die an stark sonnenbeschienen Südwesthängen seien alle geschädigt. Eine größere Fläche Wald musste wegen der Erweiterung des Kiesabbaus entfernt werden. Ausgleichsflächen an anderer Stelle seien nicht gleichwertig, denn Waldbäume brauchen Waldboden und wachsen auf landwirtschaftlichen Flächen weniger gut. Auf dem Rundgang zeigte der Förster den Gemeinderäten und zahlreichen weiteren Teilnehmern einen guten Bestand, der viel Douglasie enthielt. Solch einen geschlossenen Bestand wünsche er sich öfter, aber das werde immer seltener.
Aus 5.000 gepflanzten Bäumen werden in 100 Jahren 80 Z-Bäume
Auf einer frei gewordenen Fläche habe er Stieleichen gepflanzt, sogar trotz der höheren Kosten auf Containerware zurückgegriffen, die wesentlich schneller anwachse als wurzelnackte Stämmchen. 25.000 Bäume werden im Weingartner Forst jährlich gepflanzt. Neuerdings werde auch bewässert, die Gemeinde bezuschusse den Forst mit jährlich 50.000 € ergänzte der Bürgermeister. Der Einschlag liege derzeit bei 4.500 Festmeter, berichtete Schmitt. Douglasie und Pappel bringen den größten Zuwachs. Auf Nachfrage von Bürgermeister Eric Bänziger erklärte er, wie aus 5.000 Bäumen durch kontinuierliche Selektion nach 100 Jahren 80 schöne „Zukunftsbäume“ herangewachsen seien. Die Erweiterung des Baggersees habe 0,8 Hektar Wald gekostet. Dort habe er noch 800 Festmeter Douglasie einschlagen und für 48.000 € verkaufen können. Eine Ersatzaufforstung am Streitacker Richtung Untergrombach sei mit Schwarzerle und Eiche vorgenommen worden. An dieser Stelle ergänzte der Bürgermeister, dass der weitere Abbau von Kies auf 5,9 Hektar begrenzt sei. Das Ziel sei, eine runde Seefläche zu erhalten, damit eine große Windangriffsfläche dem Wasser Sauerstoff zuführen und vor dem Umkippen bewahren könne.
Lohnt es sich, Bäume zu pflanzen?
Schließlich berichtete Schneble von einer Untersuchung, ob das Pflanzen von Bäumen lohnend sei. Wieviel Prozent des Anbaus entfallen auf welche Baumarten und wieviel davon sei jeweils Ausfall? Im Ergebnis sei die Eiche die robusteste Baumart und die Douglasie die sensibelste, aber bei nur 20 Prozent Ausfall insgesamt könne man sagen: „Pflanzen lohnt sich“.
Dennoch sei in Weingarten der Flächenanteil der Pflanzungen deutlich geringer als der, der durch Naturverjüngung entstünde. Denn Bäume, deren Samen an Ort und Stelle von selbst aufgingen, erreichten wesentlich tiefere Wurzeln und damit eine höhere Standfestigkeit und bessere Wachstumsbedingungen.